Hamburg. "Liebesgeschichte" nennt Franzobel seinen Roman. Der pure Hohn. Mit dem umstrittenen Text wird der österreichische Autor seinem Ruf als "König von Absurdistan" absolut gerecht. Für das Projekt "Zorn!" am Wiener Max-Reinhardt-Seminar bearbeitete und inszenierte Sarantos Zervoulakos den obskuren Amoklauf eines durchdrehenden Biedermanns. Der überhitzte Sex-und-Gewalt-Schub sorgte nun im Haus III&70 für eine heiße Hamburg-Premiere beim Kaltstart-Festival.

Alex Gansebohn verliert Frau und Kinder. Die Geliebte macht mit ihm und er mit dem Nebenbuhler Doyle durch Schuss Schluss. Zur Achterbahnfahrt zwischen rasender Eifersucht, Gier und Verzweiflung mit dem finalen Knall eines Terroranschlags im Wiener Prater nagelt der Regisseur das Spielertrio auf dem Matratzenlager fest. Nur zu Beginn umkreisen sie es im Gefängnishof-Gänsemarsch zu Pfiffen, um dann vom Wahnsinn der Figuren in Haft genommen zu werden.

Sie bleiben unter den drei Lampen sitzen, wechseln nur Kostümteile oder angeln sich Requisiten. Christoph Schechinger zum Beispiel eine Gesichtsspange, denn Familienvater Alex steht auf SM-Masken. Sophia Magdalena Freynhofer verwandelt sich von der Ehefrau ins durchtriebene Luder der Geliebten Dunja, während Markus Westphal blasiert einen perversen, selbstgefälligen Künstler mimt.

Das Trio infernal und Zervoulakos holen in ihrem plastisch-drastischen Erzähltheater ein Maximum an Komik und Verstörung aus dem Text nach der simplen Gleichung: Liebe ist gleich Krieg.