Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Dass der Fernsehfilm-Chef des SWR, Carl Bergengruen, künftig an der Spitze der NDR-Tochter Studio Hamburg steht, ist eine faustdicke Überraschung. Es ist nicht die erste in der Amtszeit von NDR-Intendant Lutz Marmor.

Die Berufung des TV-Managers Frank Beckmann zum NDR-Programmdirektor kam ebenso unerwartet wie die des Fernsehproduzenten Christian Granderath zum künftigen Fernsehspiel-Chef des Senders. Dabei verfährt Marmor stets nach demselben Muster: Er ignoriert die üblichen Verdächtigen und sucht lieber nach Kandidaten, die sich außerhalb des NDR-Sendegebiets einen Namen gemacht haben. So entdeckte er Beckmann in Erfurt beim KiKa, Granderath in der Kölner Niederlassung der Produktionsgesellschaft teamWorx und Bergengruen in Baden-Baden beim SWR.

Bisher ist der Intendant mit dieser Strategie gut gefahren. Der ruhige Beckmann behielt während der unangenehmen Affäre um die geschasste Fernsehspiel-Chefin Doris Heinze kühlen Kopf. Granderath muss sich ab September im neuen Job beweisen. Spannend wird es, wenn Bergengruen sein Amt antritt. Dass nach dem Ex-Politiker und Juristen Martin Willich, der seit 30 Jahren der Geschäftsführung von Studio Hamburg angehört, künftig ein Mann der Inhalte die Geschicke des TV-Produzenten bestimmt, ist eine kleine Revolution.