Die unentschiedene Komödie “Männer al dente“ spielt mit italienischen Klischees

Wie sag ich's meinem Vater? Tommaso Cantone (Riccardo Scamarcio) ist schwul und will obendrein auch noch Schriftsteller werden. Vater Vincenzo (Ennio Fantastichini), Teigwarenhersteller im apulischen Lecce, ahnt hiervon nichts. Schwule Schriftsteller kommen in seinem Weltbild gar nicht vor. Für ihn ist selbstverständlich, dass sein Sohn einmal die Pastafirma übernehmen wird. Bei einem feierlichen Essen im Elternhaus will er endlich mit der Wahrheit herausrücken. Statt dessen kommt ihm sein großer Bruder Antonio (Alessandro Preziosi) mit demselben Anliegen zuvor. Fast schon vorhersehbare Folge: Vater Vincenzo erleidet einen Herzinfarkt, verstößt noch auf dem Krankenbett seinen Ältesten (was für den, wie beabsichtigt, die Freiheit vom Elternhaus bedeutet) und setzt alle seine Hoffnungen auf Tommaso. Der schweigt still - ein doppeltes Coming out wäre der sichere Tod des Vaters.

Das ist noch nicht alles in diesem Familienreigen von Regisseur Ferzan Ozpetek, einem Türken, der seit mehr als 30 Jahren in Rom lebt. Da gibt es noch eine lüsterne Tante, die statt Tee Alkohol trinkt; einen doofen Schwiegersohn aus Neapel; eine aufgeregte, frustrierte Mama; eine melancholische, scharfzüngige Großmutter; eine temperamentvolle, schöne Frau, die absichtlich Autos demoliert - Ozpetek wühlt sich lustvoll durch den Klischeekatalog, den man von italienischen Großfamilien im Hinterkopf zu haben meint.

Oft schießt der Regisseur dabei übers Ziel hinaus und verzerrt seine Figuren bis zur Karikatur. Einige dramatische Zuspitzungen, etwa der unangemeldete Besuch von Tommasos schwuler Clique mit Vertuschungsmanövern und Vermeidung tuntigen Benehmens, geraten zum seichten Klamauk. "Männer al dente" ist eine unentschiedene Komödie: mal scharfsinnig, mal oberflächlich, mal amüsant, mal ärgerlich, mal treffsicher, mal daneben. Wie Spaghetti, die eine Minute zu lang gekocht haben und nicht mehr "al dente" sind.

Beurteilung: annehmbar Männer al dente Italien 2010, 116 Min., o. A., R: Ferzan Ozpetek, D: Riccardo Scamarcio, Ennio Fantastichini, Nicole Grimaldo, Alessandro Preziosi, im Holi, UCI Mundsburg, Zeise; männer-al-dente.de