Beim Konzert der Metalcore-Band Bullet For My Valentine in der Markthalle trafen ungeahnt verschiedene Generationen aufeinander.

Hamburg. 18 Verstärkerboxen türmen sich mehr als mannshoch in der ausverkauften Markthalle, dazu gesellt sich ein Schlagzeug mit den Abmessungen eines Mittelklassewagens. Davor jede Menge tätowierte, übellaunig dreinblickende Menschen. Metalcore ist eine Mischung verschiedener Metalsubgenres und kein Kindergeburtstag.

Außer der Headliner heißt Bullet For My Valentine, dann blitzt zwischen schwarz gefärbten Locken und Band-T-Shirt gerne mal eine Zahnspange auf, und nach dem Konzert pappt neben den üblichen Klograffiti auch ein gelber "Spongebob"-Aufkleber.

Viele der juvenilen Haareschüttler werden von ihren Eltern begleitet, anders wären Anreise und Einlass auch kaum zu regeln gewesen. Schließlich handelt es sich um eins der wenigen Klubkonzerte der Tour. Dafür werden auch Anreisewege von über 200 Kilometern in Kauf genommen. Ob dem Familien-Konzertbesuch Absprachen wie "Ich geh mit dir zu diesen Bullet-Rabauken, dafür musst du aber mit zu Wecker & Wader" (am 1. Juli im Stadtpark) vorangegangen sind, ist unbekannt, aber nicht auszuschließen. Je nach eigener Rockmusik-Vergangenheit und Kenntnis der Helden ihres Nachwuchses schauen die Sorgerechtsinhaber Fußball im vorderen Bereich oder harren bei tropischen Temperaturen in der Halle aus.

Dort ist die Stimmung bereits vor dem eigentlichen Konzertbeginn euphorisch. Jeder Roadie, der Instrumente zurechtrückt, jeder Test der Lichtanlage wird bejubelt. Das Fehlen einer Vorband wäre vermutlich gar nicht weiter aufgefallen, wenn Matthew Tuck - der Frontmann der Waliser - den Mangel nicht in feinster Fußballerrhetorik erklärt hätte: Es gibt keinen Support, weil es keinen Support gibt. Auch egal, angeheizt werden muss ohnehin niemand. Ob "Fever" oder "All These Things I Hate", "Hand Of Blood" oder "Alone", das Publikum feiert jeden Song und singt wortgenau mit. Dafür wird es mit gutem Sound in vertretbarer Lautstärke und der Mischung aus Metalcore und melodischen Elementen belohnt, die Bullet For My Valentine den schnellen Aufstieg sicherte. Dass die Band dabei mit allen Songs sehr nah an den Albumversionen bleibt, stört das Publikum ebenso wenig wie die äußerst übersichtliche Länge des Konzerts.

Und so stolpert die verschwitzte Masse bereits nach kurzen, aber intensiven 65 Minuten aus der Halle. Altgediente Metaller wie junge Hüpfer sind glücklich. Und auch die Eltern scheinen zufrieden, sind sie doch - Wohnort Hamburg vorausgesetzt - noch weit vor Mitternacht zu Hause.