Romantische Komödien voller witziger Dialoge waren ihr Markenzeichen. Die Regisseurin und Autorin Nora Ephron ist mit 71 Jahren gestorben.

Hamburg. Hollywood, das war einmal das Synonym für große Kunst, gepaart mit großer Unterhaltung, Für Filme, die kluge Menschen ebenso ansprachen wie Zuschauer, die sich einfach nur amüsieren wollten. Hitchcock, Lubitsch, Wilder, Cukor oder Hawks hießen die Regisseure, die die hohe Kunst des Drehbuchschreibens ebenso beherrschten wie das Filmemachen.

Eine ihrer regulären Nachfahren war Nora Ephron, eine Frau, die unglaublich witzige Dialoge über Themen, die wir alle kennen, schreiben konnte und die später als Regisseurin Erfolge feierte. Sie hatte, fast im Alleingang, eines der großen Filmgenres wieder belebt, die romantische Komödie, die Screwball Comedy. Es sind Filme, in denen Mann und Frau erst sehr spät erkennen, dass sie zusammengehören. Man kabbelt sich, man hat andere Interessen, man erkennt nicht, was so naheliegt, und am Ende, da findet man sich natürlich.

Ephron konnte über solche Männer und Frauen Komödien schreiben, die manchmal auch ein bisschen zum Weinen waren, aber kitschig waren sie nicht. Der Filmkritiker der "New York Times", Vincent Canby, beschrieb sie zutreffend als "Filme, bei denen man sich dafür hasst, dass man sie am Abend zuvor geliebt hat". Ein Satz aus Ephrons wohl bekanntestem Film, "Harry und Sally", schaffte es unter die berühmtesten Filmzitate aller Zeiten. Harry behauptet, keine Frau könne ihm einen Orgasmus vorspielen. Und Sally, die mit ihm in einem Restaurant sitzt, spielt ihm geräuschvoll einen vor. Darauf die Frau am Nebentisch: "Ich möchte genau das, was sie hatte."

Hollywoods Expertin für Liebeskomödien mit 71 gestorben

Gestern ist Nora Ephron kurz nach ihrem 71. Geburtstag in New York an Leukämie gestorben. Fünf Jahrzehnte dauerte ihre Karriere, die sie als Journalistin begann. Bei acht Filmen hat sie Regie geführt, darunter "Schlaflos in Seattle" und "E-mail für dich", beide mit Tom Hanks und Meg Ryan in den Hauptrollen. Da gelang ihr das Kunststück, zwei durchschnittlich aussehende Menschen zur Traumfrau und zum Traumprinzen zu machen. Eines der Geheimnisse, warum so viele Durchschnittsmenschen (und wer wäre das nicht?) ihre Filme liebten. Dreimal wurde sie für den Oscar nominiert, für ihre Drehbücher zu "Schlaflos in Seattle", "Harry und Sally" und "Silkwood", in dem Meryl Streep die Hauptrolle spielte.

Beide Eltern von Nora Ephron waren Drehbuchschreiber. Und auch ihre drei Schwestern verdienen ihr Geld mit Drehbüchern, Büchern und als Journalistin. Nach ihrem Uniabschluss arbeitete Ephron 1962 kurzzeitig im Weißen Haus als Praktikantin. "Ich war wahrscheinlich die einzige junge Frau, die bei Kennedy im Weißen Haus gearbeitet hat, ohne dass er sie angemacht hat", sagte sie später einmal. Dann ging sie als Reporterin zur "New York Post", schrieb für "Esquire" und verschiedene Magazine. Aus ihren Essays entstanden später drei Bücher. Ephron war die Erste, die die moderne Frau zum Thema ihrer Filme - und später auch Bücher - gemacht hat. Raffiniert, selbstironisch und trocken beschrieb sie moderne Heldinnen, an denen die Hollywood-Produzenten nach ihrer Meinung kein Interesse hatten, "Frauen mögen die nur als Freundinnen oder Ehefrauen", wusste sie. So wurde sie schließlich selbst zur Regisseurin. Sie konnte messerscharf beobachten, sie gab Ratschläge, sie verriet Tricks und war bei allem, was sie schrieb und inszenierte, witzig, scharfzüngig, selbstkritisch. Als sie in den 80er-Jahren mit Watergate-Reporter Carl Bernstein verheiratet war, der zum Sturz Präsident Nixons beigetragen hatte und der sich in der Ehe als gnadenloser Schürzenjäger entpuppte, schrieb Nora (der Name verpflichtet) Ephron ein nur spärlich verschlüsseltes Buch. Bernstein hatte zur Zeit, als Ephron mit dessen zweitem Kind schwanger war, eine Affäre mit Margaret Jay, der Frau des britischen Botschafters. Ephron diktierte einer Klatschreporterin: "Carl ist eine Ratte" und brachte den Ehekrachroman "Heartburn" heraus, in dem die Hauptfigur ein Mann ist, "der sogar Sex mit einer Jalousie hat". Bernstein ging gerichtlich dagegen vor. Es nützte nichts. Danach entstand der wunderbare Film "Sodbrennen" mit Jack Nicholson und Meryl Streep in den Hauptrollen.

2009 kam "Julie und Julia" heraus, ein Film übers Kochen, wieder mit Meryl Streep. Als "komisch-romantische Frauenselbstfindungsfilme" hat ein Kollege Ephrons Werke bezeichnet. Dabei zählen ihre Bücher, die ebenso komisch sind und zuletzt hauptsächlich von den Tücken des Alters erzählten, noch nicht dazu. "Ich kann mir alles merken. Nur nicht mehr so lange" hieß einer ihrer Titel oder auch "Der Hals lügt nie - mein Leben als Frau in den besten Jahren". Darin stehen Ratschläge wie: "Wenn Sie noch jung sind und das lesen, rennen Sie sofort los, kaufen sich einen Bikini und ziehen ihn nie mehr aus, bis Sie 34 sind." Recht hatte sie.