Es ist zwar nur ein Traum, aber was für einer: Während ihre Schwester vorliest, schläft Alice ein und trifft ein weißes Kaninchen, das sprechen kann. Sie fällt hinab in einen geheimnisvollen Raum, begegnet der Grinsekatze und manch anderen schrägen Typen in einer Welt, in der Absurdes logisch erscheint und Logisches absurd. Alice ist weltberühmt; übernächste Woche wird sie 150, denn so alt ist die Geschichte von "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll, der die Kunsthalle ab heute eine große Ausstellung widmet.

Aber mit Hamburg ist Alice schon seit Längerem vertraut, spätestens seit Robert Wilson und Tom Waits ihre Geschichte 1992 am Thalia auf die Bühne gebracht haben.

Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, heißt es am Ende vieler Märchen. So wird Alice wohl für immer leben, allerdings nur in der Kunst. Im wirklichen Leben hieß sie Alice Liddell (oben), wurde 1852 geboren und war zehn Jahre alt, als sie Carroll zu seiner fantastischen Geschichte inspirierte. Die literarische Figur hat auch die richtige Alice berühmt gemacht. Sie heiratete, hatte drei Söhne und starb 1934 im Alter von 82 Jahren. Sicher könnte sich die Engländerin im Traum nicht vorstellen, was Künstler alles mit ihrer Alice angestellt haben und was jetzt in der Galerie der Gegenwart zu sehen ist. Aber ohne Träume gäbe es kein Wunderland, und das wusste Alice Liddell ganz bestimmt.