Regisseurin Madonna scheitert trotz akzeptabler Darsteller mit ihrem völlig überfrachteten Liebesdrama “W.E.“

Es war "die größte Liebesgeschichte des Jahrhunderts", als der britische König Edward der VIII. 1936 aus Liebe zu der zweimal geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson auf den Thron verzichtete. Ein Skandal einerseits, zugleich aber Projektionsfläche für allerlei Sehnsüchte - und zwar bis heute. Auch Madonna, früher hauptberuflich Popstar und Lifestyle-Ikone, inzwischen gelegentlich als Regisseurin unterwegs, war da offensichtlich nicht gefeit - oder erkannte schlicht das kommerzielle Potenzial des Stoffes.

Immerhin: Im Gegensatz zu ihrem ersten Film "Filth & Wisdom" schafft es "W.E." nun sogar in die Kinos, aber das war es dann auch mit den Erfolgsmeldungen, denn Madonna ist schlicht eine Regisseurin, die nichts zu sagen hat. Die auf Nahaufnahmen setzt, um Intensität vorzugaukeln, die dem historischen Stoff keine Aktualität abzugewinnen versteht und deshalb eine zweite Handlungsebene im heutigen New York einzieht.

Hier leidet die Arztgattin Wally Winthrop (Abbie Cornish) unter der Lieblosigkeit ihres Mannes, der erstens trinkt und zweitens eine Affäre hat. Befeuert durch eine Sotheby's-Auktion, bei der Geschichtsträchtiges aus dem Hause Windsor versteigert wird, träumt sie sich in eine Parallelwelt und erlebt die Liebe zwischen Edward VIII. (James D'Arcy) und Wallis (Andrea Riseborough) mit. Und weil das immer noch nicht reicht, lässt Madonna auch noch einen traurigen Exil-Russen auftreten, der der regelmäßigen Auktionshaus-Besucherin den Hof macht. Alles zugekleistert mit einem musikalischen Schwulst, gegen den der "Titanic"-Soundtrack geradezu distanziert klingt.

Madonna weiß, dass ihre Bühnejahre langsam zu Ende gehen. Deshalb sucht sie nach neuen Betätigungsfeldern. Das Kino jedoch ist keine Alternative, das zeigt "W.E." mit jeder seiner langen 115 Minuten.

Bewertung: belanglos

"W.E." Großbritannien 2011, 115 Min., ab 12 J., R: Madonna, D: Abbie Cornish, Andrea Riseborough, James D'Arcy, Oscar Isaac, Richard Coyle, David Harbour, James Fox, Laurence Fox, täglich im UCI Mundsburg, täglich außer Di im Studio-Kino; Infos im Internet unter: www.senator.de und http://we-movie.com