Der Vorstand, in dem er nicht mitwirkt, muss wohl erst noch gegründet werden; und wer ihm noch kein Geld für einen guten Zweck geben durfte, hat als solventer Unternehmer etwas Grundsätzliches falsch gemacht. Hermann Rauhe, 82, ist seit Jahrzehnten mehr als eine Instanz, in Hamburg und im weniger wichtigen Rest der Welt. Der Mann ist ein Phänomen.

Gestern wurde die Initiative "Canto elementar", die Rauhe mit ins Leben rief, in Berlin mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet, für die Verdienste um die Singkultur. Als Rauhe vor acht Jahren die Leitung der Hamburger Musikhochschule abgab, hätten sich andere auf ein geruhsames Altenteil zurückgezogen. Rauhe machte einfach weiter wie bisher, nur eben ohne dieses eine Amt.

Damals schätzte er, wohl mächtig untertrieben, dass er zwischen "50 und 100 Millionen Mark" zusammenorganisiert haben dürfte. Inzwischen wird es die eine oder andere Euro-Million mehr sein, die er zum Nutzen der Kultur auf jeweils passende Konten transferieren ließ. So viel Eifer erfordert clevere Methoden: Frühes Kommen zu Empfängen sichert beste Sichtbarkeit, zum Auftanken der Batterien soll Rauhe es in der Kunst des Minutenschlafs zu höchster Präzision gebracht haben. Mit seiner Frau Annemarie vergibt er seit 2005 jährlich einen Preis für Neue Kammermusik. Gutes zu tun liegt bei Rauhes nun mal in der Familie.