Mit der Umbenennung zum 1. Mai soll der bereits seit 1997 sendende ARD-Digitalkanal endlich als Nachrichtensender wahrgenommen werden.

Hamburg. Wenn sie im Ersten auf etwas richtig stolz sind, dann ist es die "Tagesschau". Die Nachrichtensendung gilt als das Flaggschiff der ARD. Dort würde eine "Vorzeigeredaktion" beschäftigt, sagt NDR-Intendant Lutz Marmor mit stolz geschwellter Brust. Der NDR ist für die Redaktion von ARD-aktuell verantwortlich, in der die "Tagesschau" produziert wird.

Insofern ist es erstaunlich, dass der ARD-Nachrichtenkanal EinsExtra, den es bereits seit 1997 gibt, erst zum 1. Mai in tagesschau24 umbenannt wird. "Bei EinsExtra und den anderen beiden ARD-Digitalkanälen Eins Festival und Eins Plus verrät der Name nicht, worum es geht", sagt Marmor bei der Vorstellung des neuen Senderlogos.

Rätselhaft ist, weshalb der ARD dies erst jetzt auffällt. Womöglich hat dem Ersten das ZDF etwas auf die Sprünge geholfen: Dort heißt der Nachrichtenkanal ZDFinfo, der Kulturableger ZDFkultur und der neue, anspruchsvolle Kanal für ein etwas jüngeres Publikum ZDFneo.

+++ Der Digitalkanal Eins Extra heißt bald tagesschau24 +++

Eine Rolle bei der Umbenennung dürfte auch der Umstand gespielt haben, dass die Politik in Gestalt des Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder Kurt Beck (SPD) zwei der insgesamt sechs Digitalkanäle von ARD und ZDF gern wieder einstellen würde. Die wenig profilierten ARD-Kanäle dürften da ganz besonders gefährdet sein. Dies sieht NDR-Intendant Marmor, der zum Jahreswechsel auch den ARD-Vorsitz übernimmt, allerdings ganz anders: "Wir geben für drei Digitalkanäle deutlich weniger aus als das ZDF für einen", sagt er.

+++ ZDF will noch mehr auf Videos setzen +++

Er meint ZDFneo, der im Jahr 30 Millionen Euro kostet. Der Jahresetat von tagesschau24 liege dagegen bei schlanken sechs Millionen Euro, von denen der NDR 2,6 Millionen übernehme. Zudem gebe es jede Menge Synergien zwischen dem Nachrichtensender, den Nachrichten im ARD-Hauptprogramm und dem Mobil- und Online-Portal von Tagesschau.de. Beispielsweise werde von all diesen Angeboten ein und dasselbe Studio genutzt. Auch vor diesem Hintergrund sei der Digitalkanal besonders wirtschaftlich.

Ansonsten ändert sich mit der Umbenennung fast gar nichts. Das Online-Angebot Eins-Extra.de geht in Tagesschau.de auf. Das war es auch schon. Immerhin bietet der neue Name Gelegenheit, den Kanal noch einmal zu erklären: Er sendet werktags zwischen 9 und 20 Uhr sowie am Wochenende von 12 bis 18 Uhr Nachrichten im Viertelstundentakt. Folglich sei er, so Marmor, das "Inforadio" unter den TV-Sendern, bei dem der Marktanteil, der bei etwa 0,1 Prozent liegt, zweitrangig sei. "Wer bei uns länger als 15 Minuten zuguckt, ist entweder eingeschlafen oder ein absoluter Nachrichtengenießer", räumt der Chef von ARD-aktuell, Kai Gniffke, unumwunden ein.