Regisseur Christian Nickel macht es sich mit seiner Rechnung etwas einfach, die Nazis und Mimen gleichsetzt. Die Komödie wird zum Klamauk.

Hamburg. Über die Nazis im Kino oder Theater zu lachen galt in Deutschland lange als Tabu. Ernst Lubitschs Film von 1942 "Sein oder Nichtsein" wurde erst lange nach Kriegsende gezeigt, von Mel Brooks Filmfarce "The Producers" erst gar nicht zu reden. Die Musicalfassung eroberte dann 2009 den Berliner Admiralspalast. Viele Jahre davor brach schon der Theatermacher George Tabori mit seinen schwarzhumorigen Komödien ("Mein Kampf") das Eis. Und nun amüsiert sich das Publikum bei der Altonaer Premiere von "Sein oder Nichtsein" königlich über die eitlen Schmierenkomödianten auf der polnischen Kleinbühne und im Gestapo-Hauptquartier von Warschau.

Regisseur Christian Nickel macht es sich mit seiner Rechnung etwas einfach, die Nazis und Mimen gleichsetzt. Doch sie geht glatt auf - allerdings mit dem Minus, dass es der Komödie auf Leben und Tod zuweilen an Gefährlichkeit fehlt, dass sie in Klamauk ohne doppelten Boden abgleitet und sich gegen Ende mit den Gala-Mätzchen verläppert.

Aber das Spiel funktioniert wie geschmiert auf der hektisch kreiselnden Drehbühne (Ausstattung: Birgit Voss). Und die Schauspieler genießen das Theater im Theater in vollen Zügen. Sie können sich über ihre Zunft lustig machen und in SS-Uniform die Hitler-Schergen auf die Schippe nehmen. Konstantin Graudus gibt als dickwanstiger "Konzentrationslager-Erhardt" dem Monster-Affen Zucker. Ebenso wenig lässt sich Stephan Benson den Spaß entgehen, bei seinen "Hamlet"-Auftritten im fleischfarbenen Trikot die Rampensau herauszulassen. Wie ein Chamäleon der Komik schlüpft der eifersüchtige Egomane in die Rollen seiner Todfeinde, um sich, seine Truppe und die fremdgehende Gattin zu retten. Maria versteht sich nämlich wie ihr Mann aufs Doppelspiel. Anne Schieber genießt es so biestig wie elegant mit ihrem "Bomber"-Liebhaber Stanislaw (Andreas Christ) in vollen Zügen.

"Sein oder Nichtsein" bis 25.5., Altonaer Theater, Karten unter T. 39 90 58 70