Retro-Fans lieben sie, doch Schauspieler stellt die Bühne im Süden Hamburgs vor Probleme. Der Saal mit 400 Plätzen ist oft ausverkauft.

Hamburg. Das Stück "Robin Hood" im Februar war ein Kassenschlager. Besonders die Schwertkampfszenen begeisterten die Zuschauer im Harburger Theater. Doch was auf der Bühne so locker herüberkam, stellte Choreografen und Schauspieler vor große Herausforderungen: Harburgs Bretter, die die Welt bedeuten, sind viel zu klein für die große Theaterwelt.

"Wir benötigen größere Seitenbühnen oder wenigstens mehr Platz im hinteren Bereich", sagt die stellvertretende Intendantin Nuca Selbuz. Und das wäre erst der Anfang. Der Souffleusenraum gleicht einer Abstellkammer, die Garderoben sind eng, es gibt keine Duschen, und im Aufenthaltsraum ist nicht mal Platz für einen Tisch. Weil es keinen Raum für Requisiten gibt, müssen die Kulissen durch den Saal auf die Bühne getragen und dort zusammengeschraubt werden. Proben werden so zum logistischen Problem. Die Licht- und Tonanlagen sind veraltet, auf einen Inspizienten - eine der wichtigsten Personen während der Aufführung, weil er den Ablauf verantwortet - muss ebenfalls aus Platzgründen verzichtet werden. Das Mischpult der Technik steht neben einer Sitzreihe, die Schauspieler warten hinter dem zweiten Bühnenvorhang auf ihren Einsatz, weil sie sonst in ihren Keller-Garderoben ihren Einsatz verpassen oder auf der steilen Treppe zur Bühne ausrutschen könnten. "Es ist ein Trauerspiel", sagt Heinz Beeken, Abgeordneter der SPD-Mehrheitsfraktion in der Bezirksversammlung. Er bewundere das duldsame Harburger Publikum, das sich durch die Zustände nicht abschrecken lässt. 25 000 Besucher begeisterten sich im vergangenen Jahr für die 80 Aufführungen des Altonaer Ensembles. Sehr oft sind die 400 Plätze im Saal ausverkauft.

+++Kampfszenen wie am Broadway +++

+++ Veranstaltungen in Hamburg +++

Seit zehn Jahren monieren Harburgs Politiker die misslichen Verhältnisse. Das ursprüngliche Harburger Theater wurde in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs zerstört. "Danach brachte man es in den 50er-Jahren im Helms Museum unter", berichtet Beeken. Was einst als Notlösung gedacht war, ist nun Dauerzustand - auch wenn der Theatersaal bei Retro-Fans Kultstatus genießt und unter Denkmalschutz steht. Vor vier Jahren ließ Harburgs CDU dann den Finanzbedarf für eine Renovierung erheben. "Damals wurde eine Summe von 1,2 Millionen Euro ermittelt", sagt Siegfried Bonhagen, CDU-Bezirksversammlungsabgeordneter. Immerhin wurde vor drei Jahren das Foyer renoviert. Damit will sich die SPD-Mehrheitsfraktion nicht abfinden. Im Rahmen eines Antrags soll die Kulturbehörde dazu aufgefordert werden, Mittel für die Erweiterung der Bühne zur Verfügung zu stellen.

Doch die winkt ab: Man schätze die Arbeit und das Angebot des Harburger Theaters sehr, deshalb habe man in den vergangenen Jahren die institutionelle Zuwendung stetig erhöht - auf inzwischen 415 000 für das Altonaer und Harburger Theater. "Soweit es um eine Erweiterung der Bühne geht, haben wir jedoch stets klargemacht, dass die Kulturbehörde die Kosten dafür nicht tragen kann - insbesondere vor dem Hintergrund dringender Sanierungsbedarfe bei anderen kulturellen Einrichtungen", sagt Sprecher Stefan Nowicki.

Auch das Helms-Museum verfügt nicht über die nötigen Finanzen. "Das ist bitter, denn es gibt viele Mietanfragen für den Saal", sagt Beeken. Und das könne für das Museum, das bald aus der Stiftung historischer Museen entlassen wird, von wirtschaftlichem Nachteil sein.