Auflagenverluste bei den drei großen Wochenmagazinen. RTL-Nitro mit vorrangigem Zugriffsrecht auf Serien innerhalb der Senderfamilie.

Im Minus liegen die Auflagenzahlen der drei großen aktuellen Wochenmagazine "Spiegel", "Stern" und "Focus" für das erste Quartal, die offiziell erst diesen Montag veröffentlicht werden. Noch vergleichsweise moderat ist der Auflagenrückgang bei "Spiegel" und "Stern": Die verkaufte Auflage des Nachrichtenmagazins von der Ericusspitze lag in den vergangenen drei Monaten im Schnitt bei 933 394 Exemplaren. Das entspricht einem Rückgang von 3,48 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2011. Etwas schneller verliert der "Stern" an Auflage: Sie ging um 4,29 Prozent zurück und liegt nun bei 825 903 verkauften Exemplaren. Geradezu rasant ist dagegen der Auflagenverlust des "Focus", der 10,51 Prozent verlor. Von dem Nachrichtenmagazin aus dem Hause Burda wurden nur noch 541 295 Hefte verkauft. Für den massiven Auflagenverfall gibt es eine Erklärung: Im Januar 2011 senkte der Verlag für eine Ausgabe den "Focus"-Preis auf einen Euro. Dank dieser Aktion stieg die Auflage des gesamten ersten Quartals 2011 auf 604 868 Exemplare. Dieses Polster ist mittlerweile aufgebraucht: Die aktuelle "Focus"-Auflage ist die schwächste, die das Magazin jemals für ein erstes Quartal meldete. Dies zeigt eindrucksvoll, dass mit Billigaktionen wie der Preissenkung auf einen Euro kein nachhaltiges Auflagenwachstum zu erzielen ist.

Vor dem Aus steht offenbar die große "José Carreras Gala" zugunsten der José-Carreras-Leukämie-Stiftung, die das Erste stets zum Jahresende ausstrahlt. Der Unterhaltungschef des federführenden MDR, Wolf-Dieter Jacobi, sagt zwar, dass "derzeit" noch mit der "Carreras-Stiftung Gespräche bezüglich der weiteren Zusammenarbeit" geführt würden. Aber in Senderkreisen heißt es, dass intern bereits eine Entscheidung gegen die Gala gefallen sei. Auch das Nachfolgeformat stehe bereits fest: Die vom Burda -Verlag wenige Tage vor der Bambi-Verleihung ausgerichtete Spenden-Party "Tribute to Bambi", von der das Erste bisher immer nur längere Aufzeichnungen brachte, soll nun live ab 20.15 Uhr übertragen werden. Auch hier ist der MDR federführend.

Die "José Carreras Gala" stand in der Kritik, da zumindest bis 2005 nicht alle Spendengelder, meist gut sechs Millionen Euro, an die Stiftung gingen. Mit ihnen wurde auch die Produktionsfirma des Leipziger TV-Produzenten Hans-Jürgen Kliebenstein bezahlt. Dessen Name tauchte auch in der Affäre um verschobene Gelder des ehemaligen MDR-Unterhaltungschefs Udo Foth auf. Seit 2005 produziert zwar die Berliner MME die Gala. Sie beschäftigte aber bis 2010 Kliebenstein als Berater. Zuletzt sollen Personalwechsel in der Geschäftsführung der Carreras-Stiftung für Irritationen beim MDR gesorgt haben. Die Foth-Affäre dürfte dagegen kaum der Grund für die geplante Absetzung sein: Mit ihr werden nämlich auch der Produzent von "Tribute to Bambi", Werner Kimmig, sowie der Burda-Vorstand Philipp Welte in Verbindung gebracht.

Bei den deutschen Sendern der RTL Group hat derzeit das am 1. April gestartete RTL Nitro absolute Priorität. Offenbar genießt der Digitalkanal ein vorrangiges Zugriffsrecht auf die Programme der Senderfamilie. "Ich mache kein Geheimnis daraus, dass auch wir uns über ein Serienhighlight wie ,Modern Family' gefreut hätten", sagt beispielsweise Super-RTL -Geschäftsführer Claude Schmit. Den Zuschlag für die US-Serie mit dem einstigen Al-Bundy -Darsteller Ed O'Neill erhielt jedoch RTL Nitro. Sonst aber gebe es "kaum" Überschneidungen mit seinem Kinder- und Familiensender und dem neuen Digitalkanal, tröstet sich Schmit.