Die Hamburger Musikszene fordert weitere Flächen für Livekonzerte am Spielbudenplatz. Bislang sind nur zwei Livemusikklubs geplant.

Hamburg. Wie viele Klubs müssen Bestandteil eines Klubhauses sein, damit es seinen Namen zu Recht trägt? Zwei, drei oder mehr? Die Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft (IHM), der die wichtigsten Konzertveranstalter, Musikverleger, Plattenfirmen und Klubbetreiber angehören, schlägt Alarm, nachdem sie die Pläne für das Klubhaus gesehen hat, das am Spielbudenplatz 21-22 entstehen soll. Das Papier der IHM moniert, dass es nach derzeitigem Stand nur zwei kleinere Livemusikklubs im ersten Obergeschoss geben soll. Da die zukünftigen Betreiber eine Kaufpreisvergünstigung durch die Hamburger Verwaltung bekommen, fordert die IHM die Ausweisung weiterer Flächen für Livemusik - zu günstigeren Konditionen, als das im Moment der Fall ist.

Die Stadt möchte das zwischen Schmidt-Theater und Docks gelegene Grundstück verkaufen und hat ein Ausschreibungsverfahren in Gang gesetzt, in dem eine kulturelle Nutzung des Gebäudes festgeschrieben ist. Von den drei Bewerbern blieben zwei übrig, die sich jetzt zusammengetan haben: die Projektentwickler Urban Space und eine Gesellschaft aus den Theatermachern Corny Littmann, Norbert Aust und dem Gastronom Axel Strehlitz. Sie wollen das Grundstück kaufen, das Klubhaus bauen und es dann auch betreiben.

"Der Vorwurf überrascht uns", sagt Axel Strehlitz, der einen Klub im Untergeschoss des Neubaus betreiben wird. "Zusammen mit einem Radiosender wird es dort jeden Sonntag ein Livekonzert geben. Wenn unsere potenziellen Mieter Julia Staron oder das Reeperbahn-Festival dort ein Konzert veranstalten, haben sie die Möglichkeit. Und auch alle anderen Konzertveranstalter der Stadt können den Raum mieten. Je mehr Auslastung da ist, desto besser für uns." Laut Axel Strehlitz sei es nicht so einfach, einen Klub dieser Größe sieben Tage in der Woche mit erfolgreichem Programm zu bespielen. "Geplant ist bisher, den Klub an drei Tagen der Woche für Tanz- und Liveveranstaltungen zu öffnen."

Unterstützung erhält Strehlitz von der Kulturbehörde, die keine festgeschriebene Anzahl von Klubs fordert. Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, sagte dem Abendblatt: "Für die Bebauung der Fläche am Spielbudenplatz 21-22 gab es im Jahr 2010 eine Ausschreibung der Finanzbehörde, die für die Nutzung der Fläche lediglich eine sinnvolle Ergänzung zu der kulturellen Angebotsvielfalt am Spielbudenplatz zur Maßgabe gemacht hat. Vor diesem Hintergrund hat die Idee eines Klubhauses am meisten überzeugt. Die Kulturbehörde geht nach wie vor davon aus, dass das Konzept der Betreiber den größten Beitrag zur kulturellen Vielfalt auf St. Pauli leistet."

Dem für St. Pauli zuständigen Bürgerschaftsabgeordneten und Kulturausschussmitglied Andy Grote (SPD) gehen die Pläne ebenso wie der IHM nicht weit genug: "Ein dritter Klub mit eigenem inhaltlichen programmatischen Profil wäre mindestens wünschenswert und erforderlich, um ein Haus dieser Größe Klubhaus zu nennen", sagt er. Das Gebäude soll sechs Etagen hoch werden. Neben den Klubflächen wird es darin Büros geben, in denen vor allem Kreativagenturen einziehen sollen.

Im Erdgeschoss werden Littmann und Aust ein weiteres Theater betreiben, das maximal 400 Zuschauer fassen soll, bei Bestuhlung jedoch nur etwa 150. Außerdem wird Strehlitz seinen Sommersalon im Erdgeschoss weiterführen. Dort wird es ebenfalls eine Bühne geben, sodass Livemusik möglich sein wird. Im sechsten Stockwerk ist eine Dachterrassen-Bar geplant - mit Blick über Reeperbahn und Spielbudenplatz.

André Schmidt und Tom Dziomba, die Projektentwickler von Urban Space, wünschen sich, dass das Reeperbahn-Festival vom Neuen Pferdemarkt an den Spielbudenplatz zieht und dort einen der beiden Klubs bespielt. "Das Haus mit seinen fünf Bühnen würde während des Festivals zum absoluten Zentrum werden", sagt Dziomba. Reeperbahn-Festival-Chef Alexander Schulz pflichtet ihm bei, hat aber noch keine Verträge unterschrieben. Verhandelt wird vor allem noch über die Quadratmetermiete, die bereits von 17 auf 15 Euro gesenkt wurde.

In dem zweiten Klub in der ersten Etage ist Julia Staron mit ihrem Kukuun gesetzt. Das Klubhaus-Konzept wurde ursprünglich von ihr erdacht und mit Urban Space weiterentwickelt. Die Klubbetreiberin plant an sechs Tagen der Woche mit Livemusik. "Wir werden weiter unseren Fokus vor allem auf Musiker aus der Region richten und auch dem Nachwuchs ein Forum bieten."

Als möglicher Eröffnungstermin gilt der September 2013, rechtzeitig zum Reeperbahn-Festival. 15 Monate Bauzeit sind für das 16 Millionen teure Projekt veranschlagt. Doch inzwischen sieht auch Tom Dziomba den Termin als "sportlich" an. Spätestens in diesem Juni müssten die Abrissbagger anrücken, um im Zeitplan zu bleiben.