In der nordirischen Stadt wird des Untergangs mit einem Festival gedacht. Das modernste “Titanic“-Museum wurde gerade eröffnet

Die nordirische Stadt Belfast ist dieser Tage im "Titanic"-Fieber. Es ist diejenige Stadt, in der das damals größte und heute wohl bekannteste Schiff der Welt gebaut wurde. Lange Zeit hatte man dessen Schicksal dort verdrängt, man wurde nur ungern darauf angesprochen. Das hat sich gründlich geändert, seit James Camerons bekannter Film mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Kinos zum Kultstreifen avancierte und mehrere Ausstellungen das tragische Geschehen in den Mittelpunkt rückten.

In diesen Tagen hängen überall in der Stadt Plakate mit Hinweisen zu Veranstaltungen rund um die "Titanic", sie werben sogar für das "Titanic"-Festival, das die nordirische Stadt ausrichtet. Ein Festival angesichts eines schrecklichen Untergangs mit etwa 1500 Toten? In Belfast hat man damit keine Probleme. "Als die 'Titanic' die Werft Harland & Wolff und unsere Stadt verlassen hat, da war sie in Ordnung", ist von den Nordiren immer wieder zu hören. Schließlich habe man ein Schiff gebaut, das nicht nur zu den größten, sondern auch technisch besten seiner Zeit gehörte. Der Stolz auf eine lange Industrietradition ist immer noch zu spüren.

An der Stelle, wo die Titanic auf dem Helgen wuchs und wo ihr Bug aufragte, streckt sich heute ein metallisch glänzender Bau in die Höhe, dessen vier spitz zulaufende Flügel jeweils in eine der Haupthimmelrichtungen zeigen. Das Erlebniszentrum "Titanic Belfast" ist dieser Tage feierlich eröffnet worden.

Die Besucher erwartet kein Rundgang wie durch ein herkömmliches Museum, in dem Ausstellungsstücke in Vitrinen liegen. Moderne Multimedia-Technik ermöglicht es, Details der Pläne heranzuzoomen und Informationen zu erhalten, die individuellen Interessen entsprechen.

Die Darstellung vom Beginn der Jungfernfahrt zeigt beispielsweise die einzigen Fotos vom Alltagsbetrieb des Schiffes, die den Untergang überstanden. Aufgenommen hatte sie Father Frank Brown, ein Geistlicher, der den ersten Teil der Jungfernfahrt von Southampton aus mitmachte, aber im irischen Hafen Cobh wieder von Bord ging. So blieben seine Fotos erhalten.

In der Abteilung, die sich mit dem Untergang beschäftigt, sinkt die Temperatur, der Raum beginnt aufgrund optischer Effekte zu fließen, Morsecodes sind zu hören und die Stimmen von Überlebenden erzählen, was sie in diesen zwei Stunden und 40 Minuten zwischen der Kollision und dem Untergang durchlebt haben. Ein rekonstruiertes Rettungsboot gibt einen Eindruck davon, wie die viel zu wenigen Rettungsmittel aussahen, denen sich "Frauen und Kinder zuerst!" anvertrauten. Aus Lautsprechern sind die unbequemen Fragen zu hören, die allen Verantwortlichen vor dem britischen Untersuchungsausschuss gestellt wurden, der sich mit dem Untergang sehr viel eindringlicher und sachkundiger beschäftigte als der vorangegangene US-Untersuchungsausschuss.

Dann wieder gibt es eine Datenbank mit den Namen der Menschen, die an Bord waren. Die Besucher können recherchieren, ob sie überlebten oder mit dem Schiff untergingen. So können Nachfahren forschen. Auch die noch immer ungelösten Rätsel um den Untergang und die vielen Gerüchte um die "Titanic" werden dargestellt.

Den Machern der Erlebniswelt "Titanic Belfast" ist es mit moderner Multimediatechnik des beginnenden 21. Jahrhunderts gelungen, die Emotionen der Menschen des beginnenden 20. Jahrhunderts und ihre Zeit, ihre Wertvorstellungen und ihren Alltag darzustellen.

Ganz tief unten in dem vierflügeligen Gebäude wird darstellt, wie Robert D. Ballard 1985 das Wrack der "Titanic" in der Tiefe entdeckte. Hier können sich die Besucher wie in einem Tauchboot fühlen, mit dem sie die Überreste umkreisen.

Unmittelbar neben "Titanic Belfast" sind die Originalwerftanlagen von Harland & Wolff zu sehen, auf denen die "Titanic" gebaut und ausgerüstet wurde. Ein Rundgang mit sachkundigen Führern vertieft das Erlebnis und schafft Authentizität.

Belfast hat sich zur Stadt der "Titanic" erklärt und sieht in seiner eigenen Vergangenheit auch seine Zukunft.

Mehr Informationen zum Museum: www.titanicbelfast.com