Am Wochenende findet in der Musikhochschule der Hamburger Landeswettbewerb “Jugend musiziert“ statt. Mit dabei: Sophie und Elena.

Hamburg. Leistung! Ziele! Wettbewerb! Derlei Begriffe haben keinen guten Klang in der pädagogischen Landschaft. Dabei zeigt sich immer wieder, wie wichtig es für Kinder ist, ernst genommen und gefordert zu werden.

Selten wird das so deutlich wie beim Wettbewerb "Jugend musiziert". In öffentlichen Wertungsspielen stellen sich Kinder und Jugendliche, die lange und intensiv an einem Programm gearbeitet haben, einer Jury: hoch konzentriert und mit allem Ernst. Wer will, dem bieten die Juroren hinterher ein Gespräch an, bei dem sie zwar keine Ergebnisse nennen, aber in der Sache sehr differenzierte Anmerkungen machen. Schon das kann einem jungen Musiker einen echten Motivationsschub geben.

An diesem Wochenende findet in der Musikhochschule der Landeswettbewerb statt. Es spielen 220 Kinder und Jugendliche zwischen elf und 19 Jahren, die sich beim Regionalwettbewerb im Februar qualifiziert haben. Für die Älteren geht es nicht nur um einen Preis, sondern auch um die Teilnahme am Bundeswettbewerb, der Ende Mai in Stuttgart stattfindet.

Kommentar: Etikett bewahren

Sieben Kategorien hat der Deutsche Musikrat, der Träger des Wettbewerbs, aufgerufen. Die wechseln jedes Jahr. 2012 sind unter anderem Blas- und Zupfinstrumente in Solowertungen dran, außerdem sind verschiedene Ensembleformen vorgesehen.

Streicher können im Duo mit Klavier antreten. Mit am Start sind Sophie und Elena Schwalbe aus Blankenese - mit einer klitzekleinen Besonderheit: Jede von ihnen spielt Geige und Klavier. Darum treten die beiden Schwestern, 13 und zwölf Jahre sind sie alt, gleich zweimal an, sozusagen über Kreuz.

Professionelle Wettbewerbe gibt es in Hülle und Fülle, aber "Jugend musiziert" ist der größte und wichtigste Schülerwettbewerb Deutschlands. "Ursprünglich ging es darum, talentierten Nachwuchs für die Berufsorchester herauszufischen", sagt Wolfhagen Sobirey, Präsident des Landesmusikrats und ehedem Leiter der Staatlichen Jugendmusikschule. "Mittlerweile haben wir ein solches Ausbildungsdefizit, dass Deutsche kaum noch Studienplätze an den Hochschulen bekommen."

Nach wie vor ist ein Preis beim Bundeswettbewerb ein gutes Sprungbrett für eine professionelle Karriere. Die Zielsetzung des Wettbewerbs hat sich allerdings mit den Jahren gewandelt. Nicht jeder möchte Solist werden wie Sophie und Elena Schwalbe. Nicht jeder, der das möchte, wird es auch. Und längst nicht jeder unterwirft seinen Tag so rigide den Übestunden wie die beiden und ihre elfjährige Schwester Hanna: eine Stunde Geige, eine Stunde Klavier. Pro Nase, versteht sich.

"Ohne Breite keine Spitze", resümiert Anke Dieterle, die Vorsitzende des Hamburger Wettbewerbsausschusses. "Wir möchten, dass die Lehrer möglichst viele Schüler schicken." Für seine Breitenwirkung hat der Wettbewerb 2011 sogar einen Echo-Klassik-Preis bekommen. Gerade auf Regionalebene werden viele erste Preise vergeben. "Die Kinder sollen motiviert werden, noch mal ein bisschen zu üben", sagt die Geigenlehrerin Micaela Storch. Und wenn es mit dem Preis nicht klappt? Storch bespricht das vorher mit ihren Schülern: "Man muss sich klarmachen, es ist nur ein Spiel."

Landeswettbewerb "Jugend musiziert" öffentliche Wertungsspiele 31.3. und 1.4., jeweils 9.00 bis 18.00, Bekanntgabe der Ergebnisse 1.4., ca. 19.00

Preisträgerkonzert 22.4., 11.00

Alle Veranstaltungen in der Hochschule für Musik und Theater (Bus 109), Harvestehuder Weg 12. Eintritt frei; www.jugend-musiziert-hamburg.de .