In der Karoline zeigt das “Varieté Liberté“ von heute bis Sonnabend Kunst, Literatur und Konzerte. Y'akoto stellt ihr Album “Babyblues“ live vor.

Hamburg. Mit der Kunst im öffentlichen Raum ist es so eine Sache. Mal muss man sie suchen, mal springt sie einem förmlich ins Auge. Das rote Backsteinhaus an der Karolinenstraße/Ecke Lagerstraße ist zumindest ein Hingucker, hebt es sich doch von den futuristisch verglasten Gebäuden des Messegeländes rundherum ab.

Die Karoline, so der Name des Hauses mit der Nummer 45, gehört zwar auch der Hamburg Messe, steht jedoch weitgehend leer. Vor knapp zwei Jahren wurde es zuletzt für ein Treffen von Mitgliedern der ökumenischen Glaubensgemeinschaft Taizé genutzt.

Seit gut drei Wochen jedoch ist Leben in der Bude. Vier Künstler malen, sägen, hämmern und kneten, um aus dem leer stehenden Gebäude eine besondere Fläche zu machen. "Uns ging es darum, mal keine klassische Event-Location zu finden, wir wollen hier ein dreidimensionales begehbares Kunstwerk schaffen", sagt Diane Rickwardt. Sie ist mit der Hamburger Agentur Feinbrand Organisatorin des "Varieté Liberté", eines Projektes, das es - wie in Hamburg mit Unterstützung einer Zigarettenmarke - bisher nur in Köln gab.

Vom heutigen Mittwoch bis zum Sonnabend gestalten es in der Karoline tagsüber Hamburger Künstler, abends sollen Poetry-Slammer sowie DJs und Musiker die Räume beleben.

Der Hamburger Martin Wojciechowski ist ein künstlerischer Unternehmer, der zur Not auch am Sonntag arbeitet. Mit von ihm entwickelten Zeichenmaschinen schafft er interaktive Malprozesse. Christoph Ziegler thematisiert in seinen Installationen das Spannungsfeld zwischen Mensch und urbanem Raum. Gabriela LaPacheca bringt raumbezogene Wandarbeiten und Rauminstallationen hervor und erweckt auf diese Art Zeichnungen und Knetmasse fast poetisch zum Leben. Die Hamburger Sound- und Performancekünstlerin Tintin Patrone beschallt die Besucher des Hauses am Sonnabend (19 Uhr) mit selbst gebauten Instrumenten. Die Werke der drei bildenden Künstler werden anschließend bei einer Auktion versteigert. Schon vorher jedoch ist Interaktion mit ihnen ausdrücklich erwünscht, insbesondere tagsüber erklären sie Besuchern gern ihre Arbeitsweise.

Bei Björn Högsdal und Johanna Wack ist das kaum nötig, wenn sie am Freitag um 20 Uhr zum Poetry-Duell antreten. Damit Rahmen und Atmosphäre beim Dichterwettstreit stimmen, sind in das Haus eigens eine kleine Bar und eine Bühne eingebaut worden.

An den Abenden soll sich die Karoline von einem Kulturpool in eine Konzert- und Party-Location wandeln. Am besten schon am heutigen Mittwoch, wenn ab 19.30 Uhr zunächst das Krach Kisten Orchester auf Instrumenten der Marke Eigenbau improvisiert und anschließend Cheers Darlin' spielt. Die Indie-Band um Singer-Songwriter Milan Jasper gehört zu den hoffnungsvollsten Newcomern der Hamburger Musikszene. Aber auch bei Katrin Wulff und Band könnte sich morgen (21 Uhr) das Reinhören lohnen. Die Gruppe UiJuiJui will am Freitag (21.30 Uhr) bei ihrem Konzert sogar elektronischen Pop und Rock neu definieren.

Apropos neu: Zum Abschluss des "Varieté Liberté" stellt die Hamburger Sängerin Y'akoto in der Karoline ihr Debütalbum "Babyblues" erstmals live vor. Die hier geborene Deutsch-Ghanaerin, die am vergangenen Sonnabend schon beim Anti-Rassismus-Konzert "Hamburg steht auf" im Docks Gesicht zeigte, singt mit ihrem afrikanisch verwurzeltem Soul-Pop Stücke aus dem wahren Leben. "Es geht um das, was uns alltäglich beschäftigt", hat Y'Akoto ihre Lieder umschrieben. Und wenn manche nicht nur auf sie, sondern auch auf Kunst im öffentlichen Raum neugierig würden, wäre einiges gewonnen. Die von der Karoline aus startenden ungewöhnlichen Stadtspaziergänge ("Urban Art Walks") mit Street-Art-Künstlern sind bereits alle ausgebucht.

"Gauloises Varieté Liberté" Mi 28.3.-Sa 31.3., jew. 14.00- ca. 24.00, Karoline (U Messehallen), Karolinenstr. 45, Eintr. frei, ab 18 J.; www.pdlc.de