Redakteure von Gruner Jahr -Blättern dürfen sich von Gesprächspartnern nur dann einladen lassen, wenn die Aufwendungen nicht über 40 Euro liegen.

Stefan von Holtzbrinck ist dafür bekannt, dass er mit Vorliebe in Online-Portale investiert. Die Verlagsgruppe Handelsblatt, den " Tagesspiegel " und 50 Prozent der " Zeit " hat er dagegen an seinen Bruder Dieter, die " Main-Post " und 51 Prozent am " Südkurier " an die " Augsburger Allgemeine " verkauft. Nun will sich der Verleger offenbar von vier Internet-Beteiligungen trennen. Das soziale Netzwerk StudiVZ und das Partnerschaftsportal Parship sind wohl schon länger am Markt und gelten als schwer verkäuflich. Facebook hat längst StudiVZ den Rang abgelaufen. Und Parship ist durch den Wettbewerber ElitePartner unter Druck geraten. Trennen will sich Holtzbrinck aber offenbar auch von Meine Stadt und dem Job-Börse Experteer. Insbesondere das Service-Portal Meine Stadt, das nach eigenen Angaben lokale Informationen aus "11 337 Städten und Gemeinden" bietet, gilt als attraktiv. Möglicherweise befürchte Holtzbrinck, der einen namhaften Minderheitsanteil an dem Portal hält, dass ihm langfristig Google auf diesem Feld Konkurrenz macht, mutmaßt ein Investmentbanker. Bei Holtzbrinck Digital war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

In Deutschland ist die Staatsfreiheit des Rundfunks vom Grundgesetz vorgeschrieben. Unternehmen, deren Hauptgesellschafter der Staat ist, können folglich keine TV-Sender betreiben. Das ist der Grund, warum die Deutsche Telekom, die zu 31,7 Prozent in Staatsbesitz ist, sich für den Bundesligasender Liga total ein etwas kompliziertes Konstrukt ausgedacht hat: Betrieben wird der Kanal vom Medienunternehmen Constantin Sport Medien. Die Internet-TV-Rechte (IPTV) an den Bundesligaspielen liegen aber bei der Telekom, über deren Angebot T-Home Entertain Liga total ausschließlich zu empfangen ist. Der angesehene Wettbewerbsrechtler Franz Jürgen Säcker hält bereits diese Konstruktion für "nicht rundfunkfähig". Wenn stimmt, was Mitarbeiter von Constantin Sport Medien berichten, wäre Liga total tatsächlich ein Telekom-Sender: Demnach nimmt der Staatskonzern über seinen Sportmarketingchef Henning Stiegenroth und seinen Executive Producer IPTV Michael Ortlepp massiv redaktionell Einfluss. So habe das Duo verhindert, dass der Sport-1 -Moderator Thomas Helmer, der seit dieser Saison auch bei Liga total moderiert, schon zu einem früheren Zeitpunkt verpflichtet wurde. Zudem würden die beiden der Redaktion vor jeder Saison erläutern, wie sie sich Neuerungen - etwa Veränderungen bei der Bundesligakonferenz - vorstellen. Ein Telekom-Sprecher dementiert jedoch jegliche redaktionelle Einflussnahme seines Unternehmens bei Liga total. Die Telekom will ihr Bundesliga-Engagement noch ausweiten: Sie bewirbt sich derzeit nicht nur um die IPTV-, sondern auch um die Kabel- und Satellitenrechte der Liga.

Redakteure von Gruner Jahr -Blättern wie " Stern " und " Geo " dürfen sich ab sofort von Gesprächspartnern nur dann einladen lassen, wenn die Aufwendungen dafür nicht über 40 Euro liegen. Diese sogenannte "Geschenke-Richtlinie" wurde in den Code of Conduct des Zeitschriftenhauses eingearbeitet. Nach Angaben aus Verlagskreisen wurde die Verordnung von der G J-Mutter Bertelsmann übernommen. Ein Bertelsmann-Sprecher sagt jedoch, ihm sei die Richtlinie unbekannt. Mit der Affäre um Christian Wulff hat sie übrigens nichts zu tun. Sie wurde bereits beraten, bevor der ehemalige Bundespräsident wegen seiner Schnäppchen-Mentalität in Verruf geriet.