Mark Lanegan und seine Band schafften es beim Konzert im Gruenspan selten, der Intensität des neuen Albums “Blues Funeral“ gerecht zu werden.

Hamburg. Was hat Mark Lanegan für eine Wahnsinnsstimme! Eine, mit der Totengräber grobe Fichtenholzsärge schmirgeln, während wenige Meter weiter zwei Desperados zum Duell antreten. Nicht nur diese Stimme macht das aktuelle Album "Blues Funeral" des patinierten Rock-Unikums wahrlich zum Genuss.

Leider überträgt sich das berückende Hörerlebnis von "Blues Funeral" nicht auf das Konzert im Gruenspan. Fest an das Mikrofon geklammert intoniert Lanegan dort den "Resurrection Song", sieht in Abgründe und in das Licht der Hoffnung. Es ist keine Fantasie, es ist eine Rückschau auf lange Jahre der schwersten Abhängigkeit von Spritzen, die Licht versprachen, aber in die Finsternis stürzten. Aber das ist im Gruenspan nur Lyrik, genau wie "Gray Goes Black": "To the blood we sink and burn - gray goes black." Schwere Worte, die irgendwo zwischen Lautsprecher und Publikum hängen bleiben.

650 Besucher sind gekommen, sie wippen mit dem Fuß, gehen zum Bierstand, in den Raucherflur und wieder zurück zu einem gleichförmigen Konzert, das Lanegan routiniert, aber uninspiriert abspult wie einen Proberaumtag. Selten erhebt Lanegan das Wort, höchstens, um die Musiker seiner Band vorzustellen. Die sind, von einem hoch über der Bühne lächelnden Buddha beobachtet, 90 Minuten lang bemüht, die neuen Songs und älteres Material wie "One Hundred Days" möglichst eins zu eins zu reproduzieren.

Von der Lust am Spiel so großartiger Albumsongs wie dem hypnotischen "St. Louis Elegy" oder dem stampfenden "Gravedigger's Song" ist aber wenig zu sehen und zu hören. Dabei hatte Mark Lanegan vor knapp zwei Jahren in der Fabrik ein unfassbar intensives Konzerterlebnis - Erlebnis! - geboten. Und das zusammen mit der schottischen Sängerin Isobel Campbell (Belle And Sebastian). Vielleicht braucht Mark Lanegan nicht lockende alte Dämonen auf der Schulter, um angetrieben zu werden. Sondern einen Engel an seiner Seite.