Frivol-schräger Disco-Boogie-Rock mit Jesse Hughes (Eagles Of Death Metal) und Boots Electric am 19. März im Hamburger Logo.

Hamburg. Stellen wir uns vor, die hässlichste Rockband der Welt steht auf der Bühne, eine Ansammlung von optischen Knast-Eisenbiegern, Wohnwagenpark-Bierdosenstaplern und Hinterwäldlern, die kaum der Rahmenhandlung von Erotikfilmen folgen können. Was würde nun passieren, wenn der schnauzbärtige Anführer dieser Karikaturen, der Barack Obama für einen kommunistischen Lu-Lu-Lu-Lutscher hält, an den Bühnenrand der ausverkauften Markthalle marschiert und fragt: "Wer will sein mein Muschikatz?"?

Jesse "The Devil" Hughes, 39, hatte das vor vier Jahren gefragt, als er mit seinen Eagles Of Death Metal in Hamburg spielte. Und der komische Wüstenvogel aus Bermuda Dunes, 200 Kilometer östlich von Los Angeles im Nirgendwo von Palm Desert, konnte sich den Avancen vieler weiblicher Fans nicht erwehren. "Küsst du meine Schnauzebart?" Sie küssten. Tanzten. Schwitzten. Jubelten. Irre.

Wenn Sex, Drugs und Rock 'n' Roll die drei tragenden Säulen eines Lebenswandels sind, dann drehte sich bei Jesse Hughes seit 1998 so ziemlich alles darum. "I can be your daddy, be your Rock 'n' Rolla! You can be my sugar, be my Cherry Cola" sang er bei den Eagles Of Death Metal. Plattencover und Merchandise waren gern in Lila oder Pink gehalten. Die Riffs und Rhythmen von Songs wie "I Gotta Feeling" oder "Poor Doggie (Where's Your Bone?)" luden ein zum Lap Dance und zum Stöckeln an die Stripperstange. Ein musikalisches wie lyrisches Wüstenrock-Orgasmatron der Schlüpfrigkeit.

Wenn man bedenkt, dass Hughes noch auf der Highschool von Kumpel Josh Homme - heute Boss der Queens Of The Stone Age und Studiopartner bei den Eagles Of Death Metal - vor tumben Schlägern beschützt werden musste, war das selbstironisch überzeichnete Mackertum des "Devil" erstaunlich. Gestählt und gestärkt wurde er erst in der großen Stadt.

Denn die Verlockungen für Musiker sind Legion in Los Angeles, Stadt der Engel. Und Hughes war ein Sünder. "Ich kam nach L.A., um Rock 'n' Roll zu machen. Auf dem Weg musste ich meine Seele verkaufen", beichtete er 2008 auf dem Album "Heart On". Kalifornische Bekenntnisse. Das Gegengeschäft? Klasse Songs, Respekt, Status und dadurch ein Heer von Anbetern. Fans, Groupies, Männer, Frauen, hetero oder schwul - Hughes liebte sie alle auf seine Art. "Die wichtigste Sicherheitsmaßnahme, die man während des Sex ergreifen sollte, ist, nicht zu sterben", war sein Credo, das er Paul Miles für das Buch "Sex Tips From Rock Stars" gab. Hughes nahm alle Gelegenheiten wahr, die das Leben bot, und seine Lieder waren das authentische Sittengemälde.

Sein aktuelles Solo-Album "Honkey Kong" (2011) ist die logische Folge. Unter dem Pseudonym Boots Electric, ein Bandname seines Vaters, treibt Hughes die musikalische Frivolität nun auf die Spitze. Sein Hard- und Classic Rock bindet sich mit von klebrigen 80er-Disco-Effekten überzogenen Boogies ("Complexity"), Spoken-Word-Twist ("Speed Demon"), fidelem Country ("Swallowed By The Night") und purem Nonsens ("Trippy Blob"). Programmatisch ist das im Videoclip von einer köstlichen Porno-Filmtitel-Parodie gekrönte "Boots Electric Theme". Wer möchte da nicht Muschikatz im Logo sein?

Boots Electric, Admiral Black Mo 19.3., 21.00, Logo (Metrobus 4/5), Grindelallee 5, Karten zu 23,50 im Vorverkauf; www.boots-electric.com