Peter und Michael Maertens lesen heute Abend im Thalia-Theater aus dem Briefwechsel von Ephraim Kishon und Friedrich Torberg.

Hamburg. Zur Feier seines 80. Geburtstags im August vorigen Jahres bedankte sich der Thalia-Doyen Peter Maertens bei Kollegen und Publikum mit der amüsanten Lesung "Wenn der Vater mit dem Sohne ...". Das Oberhaupt der bekannten Hamburger Theaterfamilie brachte Sohn Michael mit auf die Bühne, ebenfalls Schauspieler und ein Star am Wiener Burgtheater. Gemeint aber waren mit dem Titel nicht allein die beiden Vortragenden, also der von allen ihm etwas näherstehende Michi genannte Sohn und sein Papa. Auch sollte er keine Anspielung sein auf den gleichnamigen Spielfilm mit Heinz Rühmann. Das Motto war vielmehr auf das Schriftsteller-Duo Ephraim Kishon und Friedrich Torberg gemünzt, das sich zwischen 1960 und 1979 Briefe schrieb, die später unter dem Titel "Dear Pappi - My beloved Sargnagel" veröffentlicht wurden.

Kishon, der israelische Dramatiker und Satiriker, ist heute weit bekannter als Friedrich Torberg. Dabei trug der tschechisch-österreichische Journalist, Autor und Theaterkritiker Torberg mit seinen temperamentvollen Übersetzungen entscheidend dazu bei, dass Kishons seit den 60er-Jahren veröffentlichte Satiren, Stücke und Erzählungen sich im deutschsprachigen Raum so großer Beliebtheit erfreuten. Sein eigenes Werk als Schriftsteller, aus dem vor allem der starke Coming-of-age-Roman "Der Schüler Gerber" herausragt, blieb ungerechterweise weit hinter seinem Ruhm als kongenialer Übersetzer zurück.

Beide waren sie bissige Edelfedern, und sie lieferten sich einen geistreichen schriftlichen Schlagabtausch, der sich gelegentlich ins Liebevoll-Boshafte steigerte. Torberg war 16 Jahre älter als Kishon, der in Budapest geboren wurde und bei Hitlers Machtergreifung erst neun Jahre alt war. Und wie das so ist, wohl ganz besonders zwischen geistigen Vätern und Söhnen: Die Männer bewunderten einander und rivalisierten doch, da sie beide der schreibenden Zunft angehörten.

Christian Papke wählte für die Doppellesung die Texte aus. Er präsentiert sie unter dem Titel "Der beste Ehemann von allen". Der wiederum ist in erster Linie eine Anspielung auf Kishon, der in seinen Satiren aus dem israelischen Alltag seine Gemahlin unter dem Namen "Beste Ehefrau von allen" als gesunder Menschenverstand auf zwei Beinen vorkommen lässt. Doch eine Art bester Ehemann ist auch Maertens senior. In den fast 60 Jahren seiner Karriere im Thalia-Theater hat er es geschafft, seiner Frau ein guter Gatte und den drei Kindern Kai, Michael und Miriam ein lebenskluger Vater zu sein.

Und die Kunst hat der Vater weitergegeben: Michael Maertens gastiert zu Ostern - mit dem Wiener Burgtheater - erneut am Thalia-Theater und spielt den Dorfrichter Adam in Kleists Komödie "Der zerbrochne Krug". Während die Kritiken nicht alle gnädig waren, urteilte die "Süddeutsche Zeitung" über die "amüsante und intelligente Inszenierung": "Die Schauspieler sind in bester Spiellaune. Was will man mehr?"

"Wenn der Vater mit dem Sohne ..." Mo 5.3., 20.00, Thalia-Theater (S/U Jungfernstieg), Alstertor, Karten zu 14,-, erm. 7,- unter T. 32 81 44 44