Die siebten Hamburger Ostertöne Anfang April sind die letzten

Hamburg. Wenn solch ein Spitzen-Ensemble wie die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen eigens zueiner "Musikalischen Ostereiersuche" anreist, dann kann das kein x-beliebiges Kinderbelustigungskonzert sein. Nein, die Bremer wirken mit an der siebten und letzten Auflage der HamburgerOstertöne, des viertägigen Festivals, das sich seit 2006 der Gegenüberstellung von "Brahms und Moderne" oder, genereller, der Beziehung zwischen Tradition und Gegenwart verschrieben hat.

Wie in den beiden vergangenen Jahren kreisen die zehn Veranstaltungen, die Intendantin Simone Young und Projektleiterin Katrin Zagrosek gestern in der Laeiszhalle vorstellten, um eine Komponistenpersönlichkeit. 2012 ist das die 49-jährige Isabel Mundry, die gleichsam zum Establishment der deutschen Avantgarde gehört. Das Ensemble Resonanz wird ein Auftragswerk uraufführen. Mundry hat sich dafür eines Verfahrens bedient, das sie als "kompositorische Interpretation" bezeichnet und das wunderbar zum diesjährigen Festivalmotto "Metamorphosen" passt: Sie nähert sich drei Chansons des frühbarocken Komponisten Jan Pieterszoon Sweelinck an, indem sie mit der Zeit spielt. "Als Komponistin bin ich es gewohnt, das Hören extrem zu verlangsamen."

Metamorphosen, Verwandlungen, Bearbeitungen finden sich auch anderswo. Etwa zum Auftakt am Karfreitag, wenn Brahms' so wohlbekanntes "Deutsches Requiem" mit zwei Klavieren statt Orchester erklingt und damit die gesungene Botschaft in den Vordergrund rückt. Simone Youngs Vorgänger Ingo Metzmacher und das Gustav-Mahler-Jugendorchester spielen ein Werk von Bernd Alois Zimmermann und schlagen so eine Brücke zum Abschlusskonzert der Philharmoniker Hamburg.

Andreas Hoffmann von der "Zeit"-Stiftung, die das Festival maßgeblich gefördert hat, sprach es aus: Wehmut schwingt mit, obgleich die Ostertöne stets als temporäre Veranstaltung gedacht waren. Doch ziehe sich die Stiftung nicht aus der Förderung der zeitgenössischen Musik in Hamburg zurück - "im Gegenteil!" Längst nichtjedem Abschied wohnt ein Zauber inne, aber diesem schon. So viele Vorschusslorbeeren seien gestattet.

Hamburger Ostertöne ab 6.4., Infos und Tickets unter T. 35 76 66 66; www.ostertoene.de