Ein Kommentar von Verena Fischer-Zernin

Nichts ist so haltbar wie Vorurteile. Die Hamburger, heißt es, seien Neuem grundsätzlich abhold und kuschelten sich am liebsten das ganze Jahr über in wohlvertraute Klänge ihres Hausheiligen Brahms. Die Hamburger Ostertöne, die 2012 zum letzten Mal erklingen, haben dieses lieb gewonnene Bild widerlegt. Das zeigt der Publikumszuspruch, den das Festival genießt. Dabei war das Motto "Brahms und Moderne" für die ersten Jahre ein schlauer Schachzug.

Genauso klug war es aber, dass die Verantwortlichen diese Überschrift in den letzten Jahren weggelassen haben. Brahms kommt immer noch vor, doch haben sich die Veranstalter vom Druck frei gemacht, um jeden Preis Beziehungen in die Gegenwart zu konstruieren. Beliebig sind die Ostertöne dadurch nicht geworden. Ein Festival, gerade ein thematisch so klar definiertes, hat seine innere Logik und die sich daraus ergebende Lebensdauer.

Es ist erfreulich, dass die "Zeit"-Stiftung ihre Förderung über den ursprünglich vorgesehenen Zeitrahmen hinaus um weitere zwei Jahre ausgedehnt hat. Die überregionale Beachtung gibt ihr ebenso recht wie die Förderung des Festivals durch die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung, sozusagen das Nobelkomitee auf dem Gebiet der Musik. Und am erfreulichsten ist es, dass die Stiftung ihr Engagement für die zeitgenössische Musik in Hamburg fortsetzen will. Eine größere Würdigung der Ostertöne kann man sich nicht wünschen.