Heute Abend wird entschieden, welcher der zwei Finalisten mit welchem Song für Deutschland im Mai zum Eurovision Song Contest fährt.

Köln. "Stellen Sie sich vor, Sie sehen ein Fußballspiel, und Sie dürfen erst am Ende das Ergebnis erfahren - wie langweilig wäre das denn?", fragte Stefan Raab im Januar vor dem Auftakt der von ProSieben und ARD gesendeten Castingshow "Unser Star für Baku". Heute, am Tag der finalen Folge, bei der sowohl der Interpret als auch das Lied für den Eurovision Song Contest 2012 am 26. Mai in Aserbaidschans Hauptstadt Baku feststehen werden, ist deutlich, wie gut der Fußballvergleich gewählt war: "Unser Star für Baku" war so spannend wie jüngst das torlose Unentschieden zwischen Nürnberg und Augsburg. Eine Gala des Gähnens.

War die erste Folge mit der neuen "Blitztabelle", die durchgehend den Stand des Zuschauervotings anzeigt, noch durchaus unterhaltsam, bauten die Dynamik wie auch die Quote - nur 1,22 Millionen Zuschauer sahen das Halbfinale - deutlich ab. 20 Kandidaten hatte "USFB" ins Rennen geschickt, keiner sorgte für magische Momente. Warum die Jury - Thomas D, Stefan Raab und Alina Süggeler - dennoch nahezu jeden Beitrag feierte, als wäre eine neue Adele erschienen, blieb rätselhaft. Das Hochjubeln von mittelmäßig begabten Talenten hat nichts mit Fairness zu tun, nur mit Unglaubwürdigkeit.

Immerhin stehen heute zwei Kandidaten im Finale, die bisher das beste Gesamtpaket aus Stimme und Ausstrahlung boten. Favorit ist der sympathisch-lässige Industriemechaniker Roman Lob (21, Neustadt/Wied), der alle Ausscheidungsrunden souverän überstand. Die etwas biedere Ornella de Santis (27, Offenburg) hingegen musste immer wieder bis zur letzten Sekunde bangen, bevor sie von den Zuschauern durchgewinkt wurde. Als ESC-tauglich haben sich beide noch nicht erwiesen. So gilt es für das Team um Thomas D, Songs zusammenzustellen, die mehr aus den Finalisten machen. Mit einem Lied wie "Satellite" kann man sich den Flug nach Baku sparen.

"Unser Star für Baku - Finale" heute 20.15, ARD