Leider nicht komisch: die Sat.1-Komödie “Plötzlich 70“ mit Yvonne Catterfeld in Greisinnenmaske. Kleiner Lichtblick: Ursela Monn als Mutter.

Das Gute an schlechten Filmen ist, dass man sie bereits an ihrem Titel erkennt. "Plötzlich 70" ist so ein Titel. Man liest ihn, sieht das Foto auf der Sat.1-Pressemappe, auf dem die 32 Jahre alte Yvonne Catterfeld schlohweiße Haarsträhnen zur Faltenhaut trägt und ahnt: Das könnten quälende 90 Minuten werden. So kommt es dann auch. Immerhin, die Maskenbildnerin hat ganze Arbeit geleistet, die, wäre dies ein Werbespot und kein Fernsehfilm, durchaus ein Schmunzeln wert wäre.

Doch leider bescheinigte irgendjemand bei Sat.1 dem Stoff Tragfähigkeit. Hat Hollywood schließlich schon so ähnlich erzählt. "30 über Nacht" hieß die Kinokomödie, in der Jennifer Garner ein Teenagermädchen spielt, das im Körper einer Dreißigjährigen aufwacht. Hier verwandelt sich Mel (Catterfeld) von der dauerplappernden, dauergestressten Modedesignerin zur Greisin mit Lesebrille und Strickensemble. Verhext durch das Schildkrötenöl einer thailändischen Masseurin. Ja, man muss so einiges schlucken in der Komödie von Matthias Steurer, die besser zu ertragen wäre, stünde sie zu ihrer Banalität, ihrer Sinnfreiheit (Schildkrötenöl!) und versuchte nicht ständig, dass Figuren und Zuschauer etwas "lernen".

Runzel-Mel also versteckt sich vor ihrem Freund (Steffen Groth), der glücklicherweise zu der Sorte Mann gehört, dem man einen von kotzenden Pferden und Apotheken erzählen kann. Soll heißen: Der merkt nix. Denkt, seine Freundin wäre in New York. Und trägt jetzt Gesichtsmasken aus türkisfarbenem Schlamm. In die Firma kann Mel auch nicht, ist schließlich nicht irgendeine Gebrauchtwagenkaschemme, in der sie arbeitet, sondern ein total angesagtes Modelabel, bei dem alle mit hochgezogenen Augenbrauen rumlaufen und sich von Kaffee aus Pappbechern ernähren. Bleibt die Mutter (ein Lichtblick, ein kleiner: Ursela Monn), die auch gleich die Nähmaschine rauskramt, damit die angehende Chefdesignerin-Tochter zu Hause Uniformen für eine Fluglinie schneidern kann.

Was hätte dieser Stoff für Möglichkeiten geboten. Von Frauen, die mit Würde oder ohne älter werden, hätte man erzählen können. Davon, wie die Gesellschaft mit älteren Menschen umgeht. Doch Autor Daniel Scotti-Rosin beschränkt sich auf Sprüche der Sorte "Ist in den Klamotten schon mal jemand gestorben?". Darauf, wie Mel fortan um Schluffi-Freund Mark herumschleicht, der sie fast ein bisschen betrügt, dann aber lieber mit der netten älteren Dame am Nachbartisch plaudert, die lustigerweise die gleichen Augen hat wie seine Freundin. Und die gleiche Figur. Und die gleiche Stimme. Cleverness, wie gesagt, gehört nicht zu Marks hervorstechenden Eigenschaften.

Schade ist es um Yvonne Catterfeld, die zu den vielversprechenderen Vertreterinnen zählt, die den Sprung aus dem Soap-Fach zur ernsthaften Schauspielerei geschafft haben. Catterfeld hat in den letzten Jahren eine Vulkanologin gespielt und ein Mädchen auf dem Meeresgrund. Sie trat in Til Schweigers "Zweiohrküken" auf, Dieter Bohlen komponierte einen Hit für sie, sie gewann einen Echo und einen Bambi, nur eines ist ihr nicht gelungen: eine Rolle zu spielen, die in Erinnerung bleibt. Romy Schneider hätte diese Rolle sein können, doch das Projekt platzte noch in der Finanzierung.

Ach ja, der Film. Irgendwann, man war gerade kurz einnickt, guckt Mel in den Spiegel und ist - tada! - wieder jung. Sie holt mit Mark den verpassten Bali-Urlaub nach und zeichnet ihre Entwürfe jetzt immer auf einer Blümchenwiese neben bellenden Hunden und Frisbee spielenden Kindern, denn merke: Wer immer nur auf der Überholspur fährt, verpasst das Leben. Oder so. Das Elend hat jedenfalls ein Ende. Noch was Gutes.

Di, 7.2., 20.15 Uhr, Sat.1