Das 1992 in Hamburg gegründete Jazzlabel ACT feiert mit Nils Landgren, Caecilie Norby und vielen weiteren Top-Musikern in der Laeiszhalle.

Hamburg. Die Nachricht traf ihn wie ein Schlag. Am 15. Juni 2008 erfuhr Siggi Loch per Telefon, dass sein Freund Esbjörn Svensson, die alles überragende Musikerpersönlichkeit seines ACT-Labels, in Schweden beim Tauchen ertrunken war. Die Jazzwelt war bestürzt über den tragischen Tod des Pianisten, aber niemandem ging dieser Verlust so nahe wie dem Jazzenthusiasten Loch. "Ich wusste damals nicht, ob ich nicht aufhören sollte", sagt Siggi Loch.

Doch der inzwischen 71 Jahre alte Musikmanager entschied sich weiterzumachen, denn sein ACT-Label ist wie eine große Familie und bedeutet eine Heimstatt für viele Musiker vor allem aus Skandinavien und aus Deutschland. In diesem Jahr feiert ACT sein 20-jähriges Bestehen, Grund genug für Loch, zum Jubiläum ein Konzert mit wichtigen Weggefährten zu organisieren.

Gegründet hat Siggi Loch seine Jazz-Firma in Hamburg. Hier hatte er jahrzehntelang gelebt, zuletzt als Chef des Warner-Labels. 1987 endete seine Tätigkeit für den Major, zuletzt als Präsident von WEA Europe in London. Loch wollte wieder zu seinen Anfängen zurück: 1962 war er Labelmanager und Produzent für Jazz für die Philips Ton gewesen, er hatte Platten mit Klaus Doldinger, Attila Zoller und dem American Folk Blues Festival aufgenommen. Mit ACT wollte er sich wieder um Jazz und Weltmusik kümmern. "Siggi hat einen guten Riecher für Musiker", lobt ihn Veranstalter Karsten Jahnke, "und er schafft es sogar noch, damit erfolgreich zu sein."

Etwa 350 Alben sind in diesen 20 Jahren auf dem ACT-Label erschienen. Vor allem skandinavische und deutsche Musiker hat Siggi Loch herausgebracht, aber auch die koreanische Sängerin Youn Sun Nah, den indisch-amerikanischen Pianisten Vijaj Iyer oder den vietnamesischen Gitarristen Nguyên Lê. ACT steht für erstklassigen modernen instrumentalen Jazz, für außergewöhnliche Vokalisten, aber auch für Grenzüberschreitungen in Richtung Popmusik. Die inzwischen in München ansässige Firma hat sich längst zu einer Marke etabliert, wie das im Jazz für Labels wie Blue Note, Impulse oder ECM galt und gilt. Ebenso wie diese setzt Loch auch in der Gestaltung seiner Plattencover auf ein wiedererkennbares Design: Die Grundfarbe der Hüllen ist Weiß, darauf findet sich eine Abbildung des Künstlers oder ein anderes Foto, der Labelname steht jeweils rechts oben.

Einer der Stars bei ACT ist der schwedische Posaunist Nils Landgren. Ihn und sein rotglänzendes Instrument hat Loch über Jahrzehnte hervorragend vermarktet, doch die Zusammenarbeit war für beide fruchtbar, denn Landgren wiederum besitzt glänzende Kontakte zu anderen Musikern, die bei ACT eine Heimat fanden. Dass Landgren selber ein gutes Händchen für Programmatik besitzt, zeigte er als Festivalleiter beim Jazzfest Berlin. In diesem Jahr ist er zum ersten Mal für das Programm von JazzBaltica verantwortlich, einem Festival, bei dem ACT-Künstler schon immer eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Landgren ist der bekannteste Name bei der ACT-Jubilee-Night, aber auch keiner der anderen Künstler muss sich verstecken. Neun Musiker werden in wechselnden Formationen miteinander auf der Bühne stehen, viele kennen sich bereits von anderen Projekten. Caecilie Norby, die große Dame des dänischen Vocal-Jazz, hat zum Beispiel schon oft mit Landgren und dem Bassisten Lars Danielsson musiziert. Dieser wiederum nahm mit dem polnischen Pianisten Leszek Mozdzer gemeinsam Platten auf. Mozdzer seinerseits kann sich mit Michael Wollny messen, der den Sprung vom Talent zum allseits geachteten Jazzpianisten geschafft hat.

Der Schlagzeuger Wolfgang Haffner spielte früher bei Doldingers Formation Passport, trommelt für Till Brönner und hat seine eigene Band, der erfahrene Nguyên Lê zählt ebenso zu dieser Jubiläums-Combo wie auch die junge französische Saxofonistin Céline Bonacina und der finnische Trompeter Verneri Pohjola. Die beiden Letztgenannten sind wieder einmal ein Beispiel dafür, wie gut sich Siggi Loch auf sein Gespür verlassen kann. Bonacina und Pohjola werden bereits als kommende Stars der europäischen Jazz-Szene gehandelt.

The ACT Jubilee Night So 5.2., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 24,90 im Vorverkauf; www.actmusic.com