Der Philosoph

Friedrich II. war sehr an Philosophie interessiert, nicht umsonst zählte er Voltaire zu seinen Freunden (auch wenn die Freundschaft in die Brüche ging). Weil der König aber extrem frankophil war, konzentrierte er sein Interesse auch auf französischsprachige Autoren. So kam es, dass er den größten Geist seiner Zeit ignorierte (und verachtete), obwohl dieser preußischer Bürger war: Immanuel Kant aus Königsberg.

Der Nationalheld

Vor allem im 19. Jahrhundert haben die Historiker aus Friedrich II. einen deutschen Nationalhelden gemacht - er selbst hätte darüber nur den Kopf geschüttelt, denn nichts war ihm fremder. Er war Preuße (mit vielen polnischen Untertanen); Deutschland oder gar die nationale Einigung interessierten ihn nicht. Die Kultur hielt er für zweitklassig, die Sprache mochte er nicht und sprach sie kaum und schlecht - an seinem Hof wurde französisch parliert.

Der Homosexuelle?

Die Frage nach Friedrichs sexueller Ausrichtung wird wohl nie eindeutig geklärt werden. Voltaire (der allerdings oft Unwahrheiten verbreitete) schrieb von Lustknaben und Ausschweifungen mit Jünglingen an Friedrichs Hof. Sehr glaubhaft ist das nicht. Es gibt aber auch Berichte über Affären mit Frauen. Und manche glauben zu wissen, dass der König wegen einer Erkrankung zum Geschlechtsverkehr nicht in der Lage gewesen sei. Beweisen lässt sich das alles heute nicht mehr. Tatsache ist, dass es sehr wenige Frauen am preußischen Hofe gab. Warum auch immer.

Der aufgeklärte Fürst

In den Schulbüchern steht Friedrich der Große als Paradebeispiel für den "aufgeklärten Absolutismus". Er definierte sich als "ersten Diener des Staates". Frankreichs König Ludwig XIV. hatte ein knappes Jahrhundert zuvor noch gesagt: "Der Staat bin ich." Als Kronprinz hatte Friedrich II. seine programmatische Schrift "Der Anti-Machiavel" geschrieben, in der er die Thesen des Italieners Machiavelli verurteilte. Der hatte eine reine Machtpolitik der Fürsten ohne moralische Schranken befürwortet. Dies ist einer der vielen Widersprüche seines Lebens: Denn kaum auf dem Thron, zettelte Friedrich den Angriffskrieg gegen Österreich an.

Der Gründer der Großmacht

Preußen war am Ende von Friedrichs langer Herrschaft (1786) zur europäischen Großmacht aufgestiegen. Durch den Raub Schlesiens und die Aufteilung Polens hatte Preußen einen großen Zuwachs an Fläche und Bevölkerung. Der Ruf der Armee, die sich im Siebenjährigen Krieg mit Geschick (und sehr viel Glück) gegen eine große Übermacht behauptet hatte, war legendär. Dennoch: Staat und Armee erstarrten auch schon zu Friedrichs Zeiten in Tradition - die Großmacht war mehr Schein als Sein. 20 Jahre nach Friedrichs Tod bezwang Napoleon ohne jegliche Mühe die Preußen, deren Widerstand rasch zusammenbrach.

Der Kartoffelkönig

Belegt ist, dass sich Friedrich II. um die Verbreitung der aus Südamerika stammenden Kartoffel bemühte, um die Ernährungsgrundlage der Bevölkerung zu verbessern. Und es gibt diese Anekdote: Weil viele Bauern keine Kartoffeln anbauen wollten, ließ der König einen Acker anlegen und rund um die Uhr von Soldaten bewachen. Wenn der König seine Kartoffeln bewachen lässt, dachten sich die Leute, muss es ja eine wunderbare Frucht sein - und waren nunmehr ganz versessen auf den Anbau ...