Humor-Stratege Andreas Dorau und Beatles-Eindeutscher Klaus Beyer gaben im Hamburger Club Indra ein kaum fassbares Konzert.

Hamburg. Eine Frisur, die Bände spricht. Im Nacken hübsch ausrasiert, die kurzen Haare akkurat gescheitelt. Etwas fransig hängen einige Strähnen wie bei einem Schuljungen in die Stirn, und man fragt sich, ob die Skurrilität beabsichtigt ist. Doch, wahrscheinlich schon, immerhin haben wir es mit Andreas Dorau zu tun, der zwar durch den 81er NDW-Hit "Fred vom Jupiter" berühmt geworden ist, aber in Wirklichkeit aus den subversiven Kunstkreisen der Ata-Tak-Label-Szene stammt. So führt Doraus Konzert am Sonnabend dem randvollen Indra mit befremdlichen Gesten vor, dass man sich immer wieder fragen sollte, was Pop-Musik eigentlich ausmacht. Reiner Wohlklang? Eine "gute" Show? Das sucht man hier vergebens. Was man findet, ist ein doppelter Boden und die Dekonstruktion von Pop. Und das ist viel interessanter.

Allein die Wahl der Vorgruppe: Auf den Dielen, die im August 1960 das erste große Konzert der Beatles erlebten, steht Klaus Beyer, der neben seinen Auftritten in Christoph Schlingensiefs Werken und eigenen Super-8-Filmen vor allem für seine Übersetzung der Beatles-Alben in "Sein Deutsch" bekannt ist. So sieht man Beyer im weißen Glitzeranzug zu dilettantisch zusammengeklebten Beatles-Versatzstücken in schriller, schräger Tonlage Lieder von "Hauptmann Pepper's einsamer Herzenclub" und dem "Weißen Album" vortragen - "Glück ist ein warmes Gewehr". Das Publikum schaut irritiert drein und diskutiert, statt zu tanzen.

Als Dorau und seine zwei Musiker im Schwiegersohn-Drillings-Look mit rotem Pulli und Krawatte die Bühne betreten, ist das anders. Zum Rhythmus reduzierter Musik zwischen Disco und Elektro singt Dorau mal nervig, mal nasal die "Todesmelodien" seines aktuellen Albums, singt von "Inkonsequenz", "Größenwahn" und dem Telefon, das immer wieder "Duuu" sagt. Dabei schaut er etwas gepresst ins tanzende Publikum, bewegt sich ungelenk und drückt das Mikrofon ständig von der einen in die andere Hand. Er breitet die Arme wie ein Schlagerstar aus, man kann sich das Lachen nicht verkneifen. Es ist, als überzeichnete Dorau humorvoll den Ernst, der das Pop-Business ausmacht. "Humor ist bei mir wahrscheinlich eine Strategie, mit der Angst vor der Lächerlichkeit des Ernsthaften umzugehen", sagt Dorau. Aber wie erklärt er das seinem Friseur?