Zum 300. Geburtstag zeigen ARD und Arte ihre aufwendige Produktion “Friedrich - Ein deutscher König“ mit Katharina Thalbach.

Berlin. "Möge Friedrich der Große der unsterbliche Friedrich sein!", schrieb Voltaire dem Preußenkönig in seinem allerletzten Brief. Kurz darauf war der Philosoph, der so gerne in der europäischen Politik mitmischen wollte, tot, aber sein Wunsch hat sich erfüllt. Friedrich der Große ist tatsächlich unsterblich geworden. Am 24. Januar wird man seinen 300. Geburtstag mit einem Festakt im Berliner Konzerthaus feiern, der Bundespräsident und etliche internationale Gäste werden dabei sein, und das ist im Prinzip nur der Anfang, denn danach folgt übers Jahr eine Fülle von Kolloquien, Konzerten und Ausstellungen. Kein Aspekt der Persönlichkeit und der 48 Herrschaftsjahre Friedrichs II. wird dabei unbeleuchtet bleiben.

Anlass genug für die ARD und Arte, in diesem besonderen Jahr mit einer aufwendigen Koproduktion ein besonderes Zeichen zu setzen. "Friedrich - Ein deutscher König" heißt das 90-minütige Dokudrama, das Arte am Sonnabend um 20.15 Uhr zeigt. Um es gleich vorweg zu sagen: Der Clou des mit Kommentaren, Karten und dokumentarischen Bildern durchsetzten Films sind die Hosenrollen. Anna Thalbach spielt den jungen Friedrich, Katharina Thalbach den Alten Fritz. Dank dieses Kunstgriffs habe man alle Vorbilder ausgelöscht, sagt Regisseur Jan Peter. "Wir konnten ganz nah bei Friedrich selbst beginnen, ohne gegen all die anderen Friedrich-Bilder ankämpfen zu müssen." Das gilt vor allem für Otto Gebühr, der Friedrich den Großen zwischen 1920 und 1941 so oft gespielt hat, dass er auf der Straße mit "Majestät" angesprochen wurde.

+++ Eine CD mit den Flötenklängen des Alten Fritz +++

Katharina Thalbach sagt, sie habe sich schon sehr früh für Friedrich interessiert. In Sanssouci kenne sie jede Ecke, und den Briefwechsel Friedrichs mit Voltaire habe sie das erste Mal mit dreizehn gelesen. "Und dann", so die Berlinerin, "muss ich bei Friedrich immer an meine Großmutter denken. Die hat ihn mir gern vorgespielt, hat ihren alten Pelzmantel angezogen, irgendwelche Hüte zerbeult, einen Stock genommen und fürchterlich finster geguckt. Diesen Gesichtsausdruck habe ich von ihr gelernt, und der ließ sich im Leben immer wieder gut anwenden."

Allerdings muss die Thalbach damals einer bürgerlichen Minderheit angehört haben, denn die DDR hat sich mit dem preußischen Erbe lange schwergetan. Die SED ließ die Stadtschlösser in Berlin und Potsdam sprengen und die Sichtachsen von Schloss Sanssouci rüde verbauen.

ARD-Chefredakteur Thomas Baumann nennt die Besetzung mutig. Man habe sich, sagt er, Friedrich aus heutiger Perspektive nähern und ein Gegenbild zu den alten Propagandafilmen schaffen wollen. Es sei den Beteiligten darum gegangen, "die Brüche offenzulegen, die den zerrissenen, exzentrischen Charakter hinter den Klischees und mythischen Überhöhungen sichtbar zu machen". Der Regisseur spricht von einer extremen Widersprüchlichkeit zwischen dem kunstsinnigen Leben in Sanssouci und den blutigen Schlachten, mit denen Friedrich II. Europa überzog. Und von einem "Vorspiel" für unser heutiges Leben. Preußen und Friedrich, so Jan Peter, seien in ihrer Wirkung auf die deutsche Geschichte, "auf unsere Wahrnehmung der Welt und auf die Wahrnehmung der anderen auf uns Deutsche" nach wie vor spürbar. Deshalb sei von Anfang an klar gewesen, "dass der Film schnell, spannend und mit modernen optischen Mitteln erzählt werden muss, um ihm das Geschichtslehrerhafte zu nehmen".

"Die Öffentlichkeit glaubt mich glücklicher als ich bin", hat Friedrich II. schon in jungen Jahren an Voltaire geschrieben. Am Ende stand eine furchtbare Vereinsamung. Auch das hat viel zum Mythos dieses Königs beigetragen, der aus einer "Streusandbüchse" eine Großmacht machte.

"Friedrich - Ein deutscher König" Sa, 20.15 Uhr Arte, Wiederholung: Mo, 16.1., 22.45 ARD