Mit mehr als 350 Veranstaltungen soll der Tag der Musik in der Stadt fünf Tage lang gefeiert werden. Nicht nur Profis können mitmachen.

Hamburg. Musik tut gut. Musik selber machen erst recht, vor allem mit anderen zusammen. Zwar begleitet uns Musik in nahezu allen Lebenslagen, aber das Bewusstsein für ihre Bedeutung fällt schon mal dem Alltagswahnsinn zum Opfer - und die finanzielle Unterstützung dem krisengeführten Rotstift. Da erinnert es ein wenig an den Muttertag, dass ihr ein eigener Tag gewidmet ist - oder, um genau zu sein, gleich derer fünf. So lange, nämlich von morgen bis einschließlich Montag, dauert in diesem Jahr der bundesweite "Tag der Musik".

Hamburgs rühriger Landesmusikrat hatte sich dieses Fest schon zur Premiere im vergangenen Jahr groß auf die Fahnen geschrieben; da war die Hansestadt mit rund 200 Veranstaltungen dabei. Doch mitunter lassen sich auch Mammutveranstaltungen steigern: Für dieses Jahr sind mehr als 350 Veranstaltungen angekündigt - in Konzertsälen und überall dort, wo die Menschen ihren Alltag leben: unter freiem Himmel, in Einkaufszentren und Kindergärten. Allein die Haspa, die mit der Kulturbehörde den Löwenanteil der Finanzierung stemmt, bietet in mehr als 100 Filialen Musikprogramm.

Immer noch gehen bei Projektleiterin Friederike Holm Anmeldungen ein. "Mitmachen kann jeder", sagt sie. "Wir haben nur darauf geachtet, dass es keine Unverträglichkeiten gibt. Eine Laute passt zum Beispiel nicht so gut in die Nähe einer Punkband."

Natürlich finden sich im Programm allerhand Aufführungen, die ohnehin geplant waren, etwa Repertoirevorstellungen in der Staatsoper. Verblüffend umfangreich und vielfältig aber ist, was sich die vielen Musikschaffenden der Stadt, Profis und besonders die Amateure, eigens ausgedacht haben, von Klassik bis Rock, von Jazz bis Weltmusik und ganz besonders auf dem Gebiet der Laienmusik. "Daraus eine Auswahl zu treffen fällt zwar ungefähr so schwer wie am Bonbonstand, aber wir haben trotzdem einen Querschnitt durchs Programm versucht."

Ein bisschen Glamour muss natürlich auch sein. Das Eröffnungskonzert morgen Abend in der Laeiszhalle bestreiten gleich fünf Hamburger Jugendorchester: YouMe! Jugendsinfonieorchester, Junges Orchester, Albert Schweitzer Jugendorchester, Landesjugendorchester und Felix Mendelssohn Jugendsinfonieorchester präsentieren Sinfonisch-Schwergewichtiges von Schumann, Dvorák und Mahler, aber auch ABBA und den Soundtrack zu dem Kinofilm "Fluch der Karibik". Und damit sie unter der Leitung des Gaststars Muhai Tang alle zusammen den 5. Ungarischen Tanz von Brahms spielen können, bevölkern sie zusätzlich zur Bühne auch noch die Ränge des Saals - das gibt Raumklang der besonderen Art.

Der Freitag ist der "Tag der Schulmusik". Viele Hamburger Schulen nehmen die Gelegenheit wahr, um ihre musikalische Arbeit der Öffentlichkeit ins Ohr zu bringen, und beteiligen sich mit gemeinsamem Singen, mit Schulkonzerten wie dem Sommerchorkonzert der Grundschule Alsterredder, mit Klangaktionen oder Musikumzügen.

Musik verbindet Völker über Sprachbarrieren hinweg. Unter dem Motto "Exchange Traditions" sind am Sonnabend im Bürgerhaus Wilhelmsburg die vielen Klangwelten des Stadtteils zu erleben: von türkischer Hochzeitsmusik über nigerianische Spirituals und afrikanische Percussion bis zu Kinderliedern aus aller Welt.

Und am Sonnabendnachmittag sind alle gefragt, die Kochtopf und Kelle halten können. Zum Finale der großen Musikparade in der Innenstadt heißt es "Hamburg trommelt!", und je mehr Hamburger mit selbst ausgewähltem Instrumentarium dabei sind, desto besser. Schön laut wird's auf jeden Fall.

Da kann das Abschlusskonzert am Montag im Bechsteinzentrum zwar in der schieren Phonzahl womöglich nicht mithalten. Aber auch zwei Flügel haben es in sich. Das junge Profi-Klavierduo Mari Inoue und Yukari Ito feiert eine rechte "Fête de la musique" mit Beschwingtem und Rassigem von Chopin, Bizet und Ravel - Rausschmeißer auf Französisch eben.

Wer auch nur einen Bruchteil aus dem reichen Angebot wahrnimmt, wird sich am Montagabend leicht erschöpft zurücklehnen. Fürs kommende Jahr hätten wir da eine kleine Anregung: Punkte sammeln und einen "Tag der Musik Award" für die meisten besuchten Veranstaltungen verleihen.

Eröffnungskonzert 17.6., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 7,- / erm. 5,- unter T. 01805/4 47 07 77