Denis Rabaglias “Marcello Marcello“ ist ein Hohelied auf die Macht der Liebe. Von Beginn an haftet ihm etwas Märchenhaftes an.

Als Marcello (Francesco Mistichelli) die Tochter des Bürgermeisters, Elena (Elena Cucci), zum ersten Mal sieht, gerät er ins Träumen, und die Kamera ahmt seine schwärmerischen Blicke nach. Wie in Zeitlupe schwebt sie heran, die zum Zopf gebändigten pechschwarzen Haare wippen langsam auf und ab. Elena ist schön, das einladende Lächeln signalisiert Natürlichkeit. Eine Frau, zu schön, um wahr zu sein. "Marcello Marcello", der neue Film von Denis Rabaglia ("Azzurro"), haftet darum von Beginn an etwas Märchenhaftes an. Darauf verweisen auch Schauplatz und Handlungszeit. Die italienische Insel Amatrello gibt es gar nicht, das Jahr 1956 liegt weit genug zurück, um eine Übertragung auf gegenwärtige Verhältnisse auszuschließen.

Wie dem auch sei: Marcello, 18-jähriger Sohn eines Fischers, ist bis über beide Ohren verliebt. Da gibt es nur ein Problem: Auf Amatrello muss jeder junge Mann, der ein Date will, dem Vater der Angebeteten ein originelles Geschenk überreichen. Marcello hat einen Geistesblitz. Er will dem Bürgermeister den Hahn des Nachbarn übergeben, jenen Störenfried, der ihn jeden Morgen aus dem Schlaf reißt. Doch der Nachbar hat es auf zwei Flaschen eines seltenen Lemoncellos abgesehen, die von zwei ältlichen Zwillingsschwestern verwahrt werden. Die wiederum hätten gern ... Und mit einem Mal findet sich Marcello in einem regen Tauschhandel wieder, der sich wie ein Kreislauf durch das ganze Dorf zieht. Ein Konkurrent um die Gunst des Mädchens sorgt für Drama und Spannung, ein eng gesteckter Zeitrahmen für Tempo und Turbulenz.

Nach Mark David Hatwoods Roman "Marcello und der Lauf der Liebe" drehte Rabaglia eine romantische Liebeskomödie, die von Beginn an dem Zuschauer gefallen soll. Kameramann Filip Zumbrunn zeichnet eine malerische Insel-Idylle, die vor allem auf Oberflächenreize setzt: lichtdurchflutete Bilder, tiefblaues Meer, goldgelber Sandstrand. Sie erscheinen wie Ansichtskarten, denen jeglicher Makel ausgetrieben ist. Ganz sicher ist "Marcello Marcello" keine kritische Parabel auf die Gesetze der freien Marktwirtschaft, in denen Angebot und Nachfrage den Warenwert der Dinge bestimmt. Der Regisseur hatte vielmehr ein Hohelied auf die Macht der Liebe im Sinn, die alle Hindernisse überwindet.

Marcello Marcello Schweiz/Dtl./ Ital. 2008, 97 Min., o. A., R: Denis Rabaglia, D: Francesco Mistichelli, Elena Cucci, Alfio Alessi, täglich im Holi; www.marcellomarcello.senator.de

Beurteilung: annehmbar