Oliver Voss , Leiter Miami AdSchool und Agenturinhaber, zuvor Kreativchef der Agentur Jung von Matt: "Die gesellschaftliche Schere zwischen Arm und Reich schlägt sich auch in der Werbung nieder. Vermehrt und mit hohem Budget beworben werden Luxusprodukte auf der einen Seite, andererseits Produkte, die die breite Masse ansprechen, wie etwa Heimwerkermärkte. Die Luxusmarken setzen dabei verstärkt auf optische Reize, auf den ,Haben wollen'-Effekt. Bei einfacheren Produkten steht der Text stärker im Vordergrund. Hier wird argumentiert, nicht nur das Bauchgefühl angesprochen. Das kennt man auch aus eigener Erfahrung: Hat man wenig, will man überzeugt werden, hat man viel, greift man ohne nachzudenken zu."

Stefan Keuchel , Leiter Unternehmenskommunikation Google Deutschland: "Die Lead Academy hat es geschafft, echte Highlights aus der Vielzahl an Online-Angeboten herauszufiltern.

Mit Sicherheit sind soziale Netzwerke weiter sehr populär, aber Apps sind die eigentlichen Gewinner in diesem Jahr. In diesem Jahr stimmten die Juroren anonym ab; die Lead Academy hat den Gewinner anhand der höchsten Punktzahl ermittelt. So wurde die Lead-Award-Verleihung in den Deichtorhallen auch für die Juroren noch extrem spannend. Ich freue ich auf den Gewinner des Weblogs des Jahres. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich einmal die Webseiten sämtlicher Nominierten anzuschauen. Sie zeigen, was im Jahr 2010 im Internet möglich ist."

Daniel Josefsohn , Fotograf: "Trotz der Krise ist die Substanz nicht verloren gegangen. Wenig Geld zu haben muss ja nicht immer negative Folgen haben, sondern kann auch Ansporn sein, bessere Ideen zu haben. Der Künstler und Fotograf Erwin Wurm ist ein Paradebeispiel: wenig Budget - tolle, ungewöhnliche Ideen. Das Rad wurde in diesem Jahr wieder nicht neu erfunden - was nicht als Kritik gemeint ist. Ich lese das Jahr über kaum Zeitungen und Magazine. Wenn ich meine Jurytätigkeit für die Lead Awards aufnehme, begeistern mich Produktionen wie die 50-seitige Fotostrecke von Peter Lindbergh in der ,Vogue'. Da muss man sich verbeugen vor der Chefredaktion: Das hatte Stil und schmeichelte dem Auge. Qualität wie diese wird immer Bestand haben."

Babette Peters , hamburgunddesign: "Ich beobachte eine zunehmend starke Profilierung im Printbereich. Viele kleine, unabhängige Magazine machen ihr eigenes Ding. Sie sind mutig in der Themensetzung, richten sich an eine sehr spezialisierte Zielgruppe - und haben Erfolg damit. Zudem besinnen sich große, traditionelle Magazine wie 'Stern' und 'Spiegel' wieder mehr auf ihre Kernkompetenz. Es gab Jahre, in denen man das Gefühl hatte, dass alles verwässerte; man wusste nicht genau, wer wofür steht. Jetzt kehren die Magazine zu der Art zurück, Geschichten zu erzählen, mit der sie einst angetreten sind - inhaltlich wie gestalterisch. Magazine wie das 'SZ-Magazin' und das 'Zeit-Magazin' werden zunehmend durch die Gestalter geprägt. Das macht sie unverwechselbarer."

Dietmar Karpinski , geschäftsführender Gesellschafter der Werbeagentur KNSK: "Die Lead Awards sind der einzige Preis, bei dem nur Arbeiten prämiert werden, die wirklich erschienen sind. Deshalb kann man sich hier ein klares Urteil über unsere Branche bilden. Es lautet: Nie zuvor war die Werbung so schlecht wie 2009. Es war sehr schwer, in jeder Kategorie überhaupt drei erste Plätze zu vergeben. Das liegt an der Krise: Die werbetreibenden Unternehmen stehen unter Druck. Kreative Werbung ist für viele von ihnen nur ein Experiment, auf das sie in solchen Zeiten lieber verzichten. Dieser Trend schlägt jetzt noch stärker als bei der Dotcom-Krise zu Buche: Etats werden umgeschichtet. Reine Printkampagnen gibt es fast nicht mehr. Die meisten Printmotive werden aus TV-Kampagnen abgeleitet."

Thomas Osterkorn , Chefredakteur "Stern": "Die Medienkrise hat sich glücklicherweise nicht auf die Qualität der Zeitschriften niedergeschlagen, die zu bewerten waren. Den Kreativen ist es gelungen, sich in der Krise auf das Wesentliche zu konzentrieren. Innovationen gab es 2009 aber kaum. Bei manchen kleinen grafikgetriebenen Blättern fehlt das Bewusstsein, dass eine Verquickung von Journalismus und Werbung unzulässig ist. Es mussten Beiträge aus dem Wettbewerb genommen werden, die von Werbekunden veranlasst und beeinflusst wurden. Künftig sollte zwischen kleinen Blättern, die nur in Designer-Boutiquen ausliegen, und großen Magazinen unterschieden werden, die sich am Markt behaupten müssen. Ein fairer Wettbewerb zwischen so unterschiedlichen Titeln ist unmöglich."