Das Foyer erstrahlt wieder in den Farben von 1877. Zum renovierten Portal gibt es “Body & Soul - Menschenbilder aus vier Jahrtausenden“.

Hamburg. Glanzvoll und mit großer Geste empfängt das Museum für Kunst und Gewerbe von kommendem Sonntag an seine Gäste. Hatte man früher den Eindruck, das traditionsreiche Haus über eine Art Dienstboteneingang zu betreten, herrschen nun statt Enge und Muff architektonische Grandezza und historischer Glanz.

Nach einjähriger Umbauphase ist das alte Hauptfoyer am Steintorplatz kaum wiederzuerkennen. Wer die Treppe hinaufsteigt und den Blick nach oben richtet, entdeckt eine Kassettendecke, die wieder in der Farbgebung der Neorenaissance erstrahlt. So etwa hat das 1877 eröffnete Museums- und Schulgebäude ausgesehen, bis Gründungsdirektor Justus Brinckmann um 1900 aus Paris zurückgekehrt war, völlig unter dem Eindruck des damals trendigen Jugendstils stand, sein historistisches Portal zu altmodisch fand und die Decke daher übermalen ließ.

In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt haben Restauratoren nun die ursprünglichen Farben der Wand- und Deckendekorationen rekonstruiert. Mehr noch: Der gesamte Eingangsbereich ist entkernt worden, abgehängte Decken wurden beseitigt, Wände herausgerissen, sodass nun architektonische Achsen sichtbar werden und sich das Gebäude auf völlig neue Weise erschließt. Mit insgesamt 2,5 Millionen Euro hat die Hermann-Reemtsma-Stiftung das Bauvorhaben unterstützt. Von der lichtdurchfluteten Eingangshalle öffnet sich links der Blick auf einen 300 Quadratmeter großen, neu eingerichteten Ausstellungsbereich, in dem das Museum künftig abteilungsübergreifend ausgewählte Meisterwerke präsentiert. "Body and Soul. Menschenbilder aus vier Jahrtausenden" heißt die Auftaktausstellung, in der Spitzenwerke zu Themen des menschlichen Lebens von der Geburt bis zum Tod zu sehen sind.

Auch künftig sollen an dieser Stelle herausragende Werke aus der 500 000 Stücke umfassenden Sammlung in thematischen Ausstellungen präsentiert werden, um so einen Eindruck vom Reichtum des Hauses zu ermöglichen. Das Pendant zur Ausstellung bildet der neue Museumsshop, der von der renommierten Buchhandlung Walther König geführt wird.

Lichtdurchflutet und in neuem Glanz zeigt sich auch das zentrale Treppenhaus, dessen Pilaster und Stuckverzierungen restauriert und teilweise auch rekonstruiert worden sind. Die Kosten will die Stiftung Denkmalpflege übernehmen. Am Ziel ihrer Wünsche ist Museumsdirektorin Sabine Schulze trotzdem noch nicht, denn nach wie vor müssen aufgrund von Sanierungsarbeiten Teile der Sammlungen geschlossen bleiben. Aber mit dem neuen Auftritt ihres Museums ist sie dennoch sehr zufrieden. Ihre Vorgänger haben bemängelt, dass das Gebäude, das ursprünglich auch als Schule genutzt wurde, nicht gut für Museumszwecke geeignet sei. Sabine Schulze, die über Museen des 19. Jahrhunderts promoviert hat, sieht das anders.

"Ich bin von diesem Haus begeistert. Wenn ich den Grundriss betrachte, sehe ich Ähnlichkeiten mit der Eremitage oder dem Kunsthistorischen Museum Wien", sagt sie und schwärmt von den umlaufenden Gängen mit Kreuzrippengewölben, von denen man die Ausstellungsräume erreicht. Der Vergleich mit St. Petersburg und Wien klingt vielleicht ein wenig euphorisch, doch wer das neue Entrée des Museums durchschreitet, spürt eine Eleganz und Großzügigkeit, die eher zu einer Kulturmetropole passt als zu einer Kaufmannsstadt, in der Museumsleute und Experten ernsthaft darüber streiten, ob attraktive Sonderausstellungen notwendig sind oder ein Luxus, den man sich nur in Ausnahmefällen leisten darf.

Zur Eröffnung am Sonntag ganztägig Programm, Eintritt 8 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 J. frei. www.mkg-hamburg.de