Im Entengang durch die Kunstgeschichte: Die Künstlergruppe interDuck hat Spitzwegs “Sonntagsspaziergang“ von 1841 in Szene gesetzt.

Neuhardenberg. Ein Leben ohne Mops sei möglich, aber sinnlos, hat Loriot einmal postuliert. Nicht auf den Hund, sondern auf die Ente gekommen ist die Berliner Künstlergruppe "interDuck". Ihre Mitglieder ver-enten seit mehr als zwei Jahrzehnten in hintersinniger Handarbeit Meisterwerke der Kunstgeschichte, indem sie überall dort Enten platzieren, wo Enten es verdient haben. Strenggläubige Donaldisten, für die unsere ganze, vermeintliche Welt ohnehin nur aus schlechten Kopien Entenhausens besteht, fühlen sich von dem Ergebnis bestätigt.

Für alle anderen ist die Ausstellung, die jetzt auf Schloss Neuhardenberg bei Berlin eröffnet wurde, ein Paralleluniversum voller geflügelter Werte. Das Bild "Frühstück im Grünen", bevölkert mit sich entspannt lümmelndem Federvieh, stammt nicht mehr von Manet, sondern von Manente; der "Blaue Reiter" von Marc und Kandinsky wird zur Künstlergruppe "Die blaue Ente". Kaiserin Sissi ist keine Schnepfe, sondern - eine Ente. Und nicht einmal das Weltall ist vor der Verbürzelung sicher. Der Satz "Ein kleiner Schritt für einen Mann, ein großer für die Menschheit" muss nun wohl umgeschrieben werden - der erste Abdruck im Mondstaub stammt, fotografisch klipp und klar belegt, von einer Ente. Die Begründung dafür: Die Enten hatten etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts endgültig den Schnabel voll von der Ignoranz der Menschen, sie machten die Flatter, zurück in den Weltraum, aus dem sie einst kamen.

Die Idee zu diesem Spaß hatte der Kunstsoziologie-Professor Eckart Bauer bei einem Seminar über Warenästhetik. Im Lauf der Jahre kamen rund 400 Kunstwerke und Zivilisationszeugnisse zusammen, die auf Ausstellungen besichtigt und belächelt werden können. Wie groß die Begeisterung darüber ist, mussten die Duckomenta-Macher letzten Herbst schmerzhaft erleben: Ihre Version einer Perikles-Büste - nur echt mit klassisch-griechischem Schnabel-Profil - wurde auf der Frankfurter Buchmesse gestohlen.

Schloss Neuhardenberg, Ausstellungshalle. Geöffnet: Di-So/ feiertags, 11-19 Uhr, noch bis 13. Juni. Weitere Infos, auch zur Anfahrt: www.schlossneuhardenberg.de