Die Thalia-Schauspielerin Victoria Trauttmansdorff macht dem ARD-Therapeuten Bloch das Leben schwer.

Psychothriller: Bloch - Verfolgt. 20.15 Uhr ARD

Die Alarmglocken hätten beim erfahrenen Psychiater Dr. Maximilian Bloch (Dieter Pfaff) läuten müssen. In seinem 17. Fall platzt Svenja Schneider (Victoria Trauttmansdorff) unangemeldet in seine Praxis. Und fordert von ihm eine Therapie - Probleme mit Männern. "Sie stellt sich sofort auf eine Stufe mit dem Psychiater", sagt die Schauspielerin. Seit 1993 im Ensemble des Thalia-Theaters, ist sie in Hamburg bestens bekannt. "Die Frau will Hilfe, wirkt aber nicht hilflos." Svenja entpuppt sich als Stalkerin, mischt sich in Blochs Leben ein, bedroht das Leben von dessen Freundin. Das Drama beleuchtet subtil und spannend die Motive der Täterin wie des hilfsbereiten, verständnisvollen Opfers. Wie immer aber sich das Opfer verhält: Es ist in den Augen der Stalkerin schuld an der Kränkung und Zurückweisung. Sie nimmt die Wirklichkeit nur aus ihrer Sicht wahr, empfindet weder ihre Wahrnehmung der Situation noch ihr Verhalten als problematisch. Ein Beispiel: Obwohl nicht zu Blochs 60. Geburtstag eingeladen, kreuzt sie frech bei der Feier auf.

Stalking sei weiter verbreitet, als man annehme, meint Trauttmansdorff. "Ich dachte zuerst, es betrifft nur Promis." Keinesfalls. Zwölf Prozent der Deutschen sind von Psychoterror in verschiedenen Formen betroffen. Stalking heißt eigentlich "auf Pirsch gehen", das Wild aufspüren und verfolgen. Die Täter spionieren ihren Opfern nach, belästigen oder bedrohen sie. Es kann zu körperlichen Angriffen kommen, in seltenen Fällen auch zu Tötungsversuchen. Darum gibt es seit 2007 das sogenannte Nachstellungsgesetz. Der Paragraf 238 des StGB stellt Stalking unter Strafe.

Bei Svenja verschwimmt die Grenze zwischen normalem und krankhaftem Verhalten. Der Zuschauer ist sich lange nicht sicher, ob sie nur ein bisschen einsam auf Männerjagd ist oder vielleicht doch verrückt. Autor Martin Douven und Regisseur Jan Schütte versuchen auch, diese Balance zu halten, die Figur nicht zu kriminalisieren und stellen einfühlsam Fragen nach den Ursachen für Svenjas Probleme.

In Victoria Trauttmansdorff fanden sie eine erprobte Darstellerin schwieriger, komplexer und komplizierter Frauenschicksale. Die Schauspielerin hat am Thalia dem Alkohol, den Drogen oder der Liebe verfallene Frauencharaktere so eindringlich wie überzeugend bis in deren erschreckende Abgründe ausgelotet - zuletzt als pichelnde Mutter in Osbornes "Der Entertainer". "Vielleicht weil ich privat so brav bin, seit 20 Jahren treu und glücklich verheiratet bin, muss ich das in den Rollen ausleben", spöttelt sie selbstironisch. Und ergänzt mit einem Glitzern in den Augen: "Es macht doch Spaß, böse zu sein, die gemeinen Rollen sind super."

In die Galerie ihrer "Monstertypen" passt auch die zarte, aber stahlharte Svenja. Konnte sie nicht doch Züge von sich entdecken? "Ich bin viel weniger schamlos und unverfroren als Svenja, außerdem viel höflicher und besser erzogen", kontert mokant die Schauspielerin aus altem Wiener Adelsgeschlecht. "Aber ich musste an früher denken, als ich unglücklich verliebt war. Da legte man doch das kleinste Zeichen als positiv aus, um die eigene Verliebtheit zu nähren."

Einmal hat sie aber unter einer unsympathischen Figur echt gelitten: als prügelnde Ehefrau in Jan Bonnys Ehedrama "Gegenüber", die ihr 2008 eine Nominierung als beste Darstellerin für den Deutschen Filmpreis einbrachte. Auch in Cannes wurde der Film gezeigt. "Ich saß im Kino, und der ganze Saal hasste mich", erinnert sie sich und lacht jetzt darüber. "Als der Mann einmal zurückschlägt, haben 1000 Leute applaudiert. Ich in meinem grünen Seidenkleidchen versank im Sitz und hab's persönlich genommen. Eine Stunde machte ich den Mund nicht auf, dachte nur: Ich bin doch nett." Keine Frage, das ist sie - privat im Gespräch. Als Künstlerin geht Victoria Trauttmansdorff schonungslos aufs Ganze und erspart sich und dem Publikum keine dunkle Seite des Menschen.