René Pollesch ist in der Theaterszene einzigartig. Der Dramatiker und Regisseur (Jahrgang 1962) inszeniert und schreibt seine Stücke ausschließlich selbst - in einer wilden Mischung aus Theorie und Comedy. Auch "Mädchen in Uniform" hat er gemeinsam mit den Darstellern für das Deutsche Schauspielhaus entwickelt.

Der Sohn eines Hausmeisters und einer Hausfrau im hessischen Friedberg ging zum Theater - weil er das Theater nicht mag. Klingt paradox.

Pollesch interessiert die konventionelle Darstellung von Figuren nicht, ebenso wenig Handlung oder Psychologie. Er hat angewandte Theaterwissenschaften an der Universität Gießen studiert, lief Tom Stromberg über den Weg, damals am Frankfurter Theater am Turm. Er holte den Querkopf ans Schauspielhaus - und verhalf ihm zum Durchbruch.

Pollesch, ein bekennender Film-Freak, ist belesen und supergescheit, hat viel Fantasie und Humor. Verschrien war er durch die Schrei-Attacken seiner Schauspieler. Jetzt lässt er sie lieber chorisch oder rhythmisch musikalisch sprechen. Im Kontrast zu den schrillen Shows ist Pollesch ein stiller und höflicher Mann. Ihn nervt nur, dass die "weiße heterosexuelle Beziehung alle anderen Lebensformen nicht gelten lässt". Aus notorischem Widerspruch und dem Rückhalt seiner Theaterfamilie schafft er die Kunst, für die er lebt.