Ein gelöschter Eintrag auf der Website von Patricia Riekel legt nahe, dass die “Bunte“-Agentur CMK wohl im Graubereich arbeitete.

Hamburg. Der Zeitschriftenverlag Burda hat Patricia Riekel einiges zu verdanken. Als die Journalistin 1997 die Chefredaktion der "Bunten" übernahm, war es um das einstige Flaggschiff des Hauses schlecht bestellt. Das Blatt litt unter Auflagenverlusten. Zudem war das Ansehen der "Bunten" ramponiert. Manche Geschichte erwies sich als Ente.

Unter Riekel änderte sich das. Das People-Magazin verstand Prominente nicht mehr als Gegner, die man mit Häme überschüttete, sondern als Partner. Das Ansehen stieg. Die Auflage stabilisierte sich.

Nur vor diesem Hintergrund lässt sich erklären, warum Burda aus allen Rohren schießt, nun, da der "Stern" Riekel vorwirft, ihr sei eine kapitale Fehlleistung unterlaufen. Die "Bunte" soll die umstrittene Berliner Agentur CMK mit Recherchen über das Privatleben von Horst Seehofer, Oskar Lafontaine und Franz Müntefering beauftragt haben. Laut "Stern" ließ die CMK eine Observation anlaufen, die einem schlechten Agentenfilm alle Ehre macht. Die Agentur bestreitet das und macht für die "äußerst fragwürdige Recherchemethode" zwei ehemalige Mitarbeiter verantwortlich, die Kronzeugen des "Sterns" sind.

Burda will nun eine Verleumdungsklage anstrengen, was insofern erstaunlich ist, da Riekel ja längst eingeräumt hat, die CMK mit der Recherche über die drei Politiker beauftragt zu haben. So geht es Burda denn auch nur darum, dem "Stern" verbieten zu lassen, weiterhin den Eindruck zu erwecken, die "Bunte" habe von "vermeintlich unlauteren und nicht journalistischen Recherchemethoden gewusst und diese gebilligt". Tatsächlich wird das an keiner Stelle des "Stern"-Artikels behauptet.

Hätte Riekel aber angesichts des Angebots der CMK nicht Verdacht schöpfen müssen? So übersteigt die Summe von 242 000 Euro, die "Bunte" der CMK allein 2008 überwiesen haben soll, normale Foto- und Recherchehonorare um ein Vielfaches. Mehr noch: Auf ihrer Website warb die CMK mit "brisanten" Storys. Sie garantierte ihren Kunden "höchste Diskretion". Sie brüstete sich damit zu wissen, "welche Beweise als gerichtsverwertbar gelten". Und eine enge Zusammenarbeit mit "Ihren Anwälten" wurde den CMK-Kunden auch versprochen.

Wirbt so ein journalistischer Dienstleister? Verschwand deshalb die Werbung von der Website der Agentur, als der "Stern" zu recherchieren begann? Seit gestern steht dort ein veränderter Text - ohne die hier zitierten Stellen.

Was aber veranlasste eine verdiente Journalistin wie Riekel, die CMK im Privatleben von Politikern schnüffeln zu lassen? Offenbar glaubt sie, dass Politiker per se kein Recht auf Privates haben: Familienministerin Kristina Köhler fand, ihre Hochzeit sei Privatsache. "Hoppla, wenn sie sich da mal nicht täuscht!", schrieb die Chefredakteurin daraufhin vergangene Woche in ihrem Editorial. Denn laut Riekel gehört "zur abgerundeten politischen Persönlichkeit ... auch die private Seite. Menschen wählen Menschen und deswegen wollen sie wissen, wie Politiker, die unser Schicksal gestalten, ticken; was für einen Charakter sie haben."

Auf dieser Linie liegt auch eine Mitteilung der "Bunten" an die Adresse Münteferings, der vom Blatt eine Erklärung gefordert hatte: "Spitzenpolitiker wie Franz Müntefering haben Vorbildfunktion", heißt es darin. "Ihr Privatleben ist daher für die Öffentlichkeit von Bedeutung, weil sie Leitfiguren unseres Wertesystems sind." Es ist wie 1968: Für die "Bunte" ist das Private öffentlich - zumindest das Privatleben von Politikern.