Der Hamburger Kameramann Thomas Behrend filmte mit seiner Torpedo-Cam die spektakulären Unterwasser-Szenen.

Hamburg. Es ist eine der optisch, technisch und finanziell aufwendigsten Naturdokumentationen: In "Unsere Ozeane" macht der französische Regisseur Jacques Perrin eine Art Inventur eines Lebensraums. Das Ergebnis ist ein spektakulärer Augenschmaus, der zum Schwärmen anregt, aber auch nachdenklich macht. Wie vergänglich ist die Artenvielfalt in den Meeren? Eine Frage, die gerade im von der Unesco zum Jahr der Biodiversität erklärten Jahr 2010 hochaktuell ist. Bei den Dreharbeiten mit dabei war der Hamburger Kameramann Thomas Behrend.

Wie bringt man einen Fisch dazu, dass er in die Kamera guckt? Gar nicht so einfach, wissen Kameraleute mit Unterwassererfahrung. Meistens schwimmen die Tiere vorbei, der Mensch schwenkt die Optik noch ein wenig hinterher - und sieht dann die Schwanzflosse langsam oder auch schnell entschwinden. Thomas Behrend nervte das. Der Hamburger hatte eine Idee: Er baute seine Filmkamera in einen zigarrenförmigen Behälter ein und schleppte ihn hinter einem Boot her. An Bord konnte er die Aufnahmen auf einem Monitor kontrollieren. Die Tiere wurden neugierig, schwammen auf das seltsame Ding zu, folgten ihm und blickten dabei lange und direkt in die Optik. Torpedo-Cam nannte Behrend seine Erfindung, die ihm nicht nur schöne Bilder, sondern auch die Anerkennung von Kollegen einbrachte.

"Ich kam mir vor, als ob ich der Rattenfänger mit der Flöte wäre", schmunzelt Behrend, wenn er daran denkt, wie er herausfand, dass seine Idee funktionierte und die Tiere seinen "Köder" annahmen. In einem Fall war das durchaus wörtlich zu nehmen, denn während der Dreharbeiten zu einem Film vor Norwegen wollte ein Orca eben nicht nur spielen, sondern endlich etwas fressen. Er hielt die Kamera wohl für einen Gruß aus der Küche und biss sie herzhaft ab.

Angebissen hat aber irgendwie auch Jacques Perrin. Der renommierte Tierfilmer ("Nomaden der Lüfte") wollte für seine Dokumentation über Ozeane die besten Leute und die beste Technik.

"Ich dachte mir, so eine Chance bekommst du nie wieder", erinnert sich Behrend und meldete sich. Perrin lud ihn ein und ließ seine Torpedo-Cam von französischen Militärs in einer vergrößerten Version nachbauen.

Der Hamburger reiste für die Dreharbeiten nach Südafrika, Kanada und in die Arktis, er filmte Sardinenschwärme, Haie, Delfine und Kaptölpel. Welche der Filmszenen letztlich von ihm sind, weiß er gar nicht mehr so genau, denn er arbeitete mit mehreren Kollegen gleichzeitig. "Die Tölpel sahen alle so ähnlich aus", flachst der 45-Jährige. Insgesamt drehte Perrin unter großem Aufwand vier Jahre lang weltweit an 54 Orten und mit rund 300 Leuten.

Die Produktionskosten sollen 80 bis 90 Millionen Dollar betragen haben. Perrins Film arbeitet viel mit Musik und Geräuschen, die man unter Wasser so gar nicht hören kann. Auch von Dokumentationen fordern Zuschauer inzwischen eine Dramaturgie und möglichst noch ein paar Szenen, die das Entstehen des Films thematisieren.

Der natürliche Feind der Filmemacher ist, zumindest bei TV-Dokumentationen, offenbar die Fernbedienung. "In den ersten drei Minuten muss der Zuschauer an der Angel sein", weiß Behrend. Und ist damit schon wieder in seinem Lieblingselement - dem Wasser.