In Fatih Akins “Soul Kitchen“ wurde sie zum neuen Gesicht Hamburgs. Am 25.2. hat sie mit “Deichkind in Müll“ Premiere auf Kampnagel.

Hamburg. Große Kopfhörer auf den Ohren, den langen Schal bis übers Kinn hochgewickelt und eine dicke Jacke. Pheline Roggan stapft zur Probe und zum Interview auf Kampnagel. In ihrem Winter-Outfit unterscheidet die Schauspielerin sich kaum von anderen Menschen auf der Straße, die sich ebenfalls gegen die Kälte schützen. Doch wenn sie sich in der Wärme des Kampnagel-Kasinos aus ihren Klamotten schält und den Schal abgebunden hat, verwandelt sie sich in die Person, als die sie zurzeit wahrgenommen wird: Pheline Roggan ist in den vergangenen Monaten so etwas wie das Gesicht Hamburgs geworden.

Schön, schlank und blond mit einem leicht blasierten Zug. Der jedoch weniger mit ihrer Person, sondern mit der Rolle als hanseatische Journalistin zu tun hat, die sie in Fatih Akins Erfolgskomödie "Soul Kitchen" spielt. "Ja, ich werde jetzt mehr angeguckt", sagt sie. "Aber das sind sehr nette Reaktionen. So richtig prominent bin ich ja nicht."

Doch es hagelt zurzeit jede Menge Angebote für die 28 Jahre alte Schauspielerin aus Hamburg. "Eine große Herausforderung ist es für mich gerade, meine ganze Arbeit und alle Termine unter einen Hut zu bringen", sagt sie.

Die kommenden Wochen wird sie abends vor allem in der Kampnagelfabrik verbringen, denn dort ist Pheline Roggan bei "Deichkind in Müll" dabei, der "Diskurs-Operette" der Hamburger Hip-Hop-Band (Premiere 25.2.). Sie ist Teil der Band, muss auf der Bühne rappen und improvisieren. Das Spiel aus dem Stegreif hat sie auf der Schauspielschule gelernt und in Jan Schüttes Film "Die Glücklichen" bereits versiert eingesetzt, musikalisch sozialisiert wurde sie Ende der 90er-Jahre, als Hip-Hop in Hamburg die beherrschende Musik war.

"Eißfeldt und Dennis von den Beginnern waren auf meiner Schule. Ich war damals bei vielen Konzerten im Stadtpark und in der Markthalle und bei vielen Partys im Tempelhof und im Pudel. Für Hip-Hop habe ich ein ganz gutes Gefühl", sagt sie. Philipp und Porky von Deichkind kennt Pheline Roggan auch schon seit vielen Jahren, da war es fast naheliegend, dass sie für den weiblichen Rapper-Part in dem Spektakel angesprochen wurde.

Der Untertitel "Diskurs-Operette" deutet an, dass Deichkind hier keine linear erzählte Geschichte auf die Bühne bringt. In dem Projekt setzt sich die Spaß-Band mit ihrer polarisierten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit auseinander. Es geht um Pop und Spaß, um Entertainment und die Macht der Inszenierung, um Massenekstase und Remmidemmi im elterlichen Wohnzimmer. Es gibt improvisierte Spielszenen und natürlich gehören Songs wie "Arbeit nervt" zu der Deichkind-Operette, die eher Happening als Singspiel wird. Während der Proben warf man Abläufe immer wieder über den Haufen. Was die Zuschauer am Premierentag wirklich erwartet, bleibt bis dahin Geheimnis. Auch Pheline Roggan darf keine Details verraten.

Doch wieder einmal kann die langmähnige Blondine sich in einer ungewohnten Rolle ausprobieren. Bereits als 15-Jährige wurde sie vor der Helene-Lange-Schule als Model gecastet und schaffte es, in diesem Metier zu einer internationalen Karriere mit Fotosessions in der ganzen Welt. "Diese Zeit war wie ein Parallelleben. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass es nicht meins ist. Ich war immer wieder froh, nach drei Wochen wieder zurück in Hamburg bei meinen Freunden zu sein." Spannende Erlebnisse gab es natürlich, wie etwa die Sessions zum Cover von Pulps CD "This Is Hardcore": "Jarvis Cocker und die Band waren sehr nett. Es war ein abgefahrenes Wochenende in London. Ich war das einzige Model bei den Aufnahmen, die anderen Mädchen waren allesamt Pornodarstellerinnen. Aber wann erlebt man so etwas schon mal?"

Mit 20 hatte sie keine Lust mehr aufs Modeln, nach einer Ausbildung als Schauspielerin hat Pheline Roggan vor allem Kino- und Fernsehfilme gedreht. In diesem Jahr wird sie häufiger auf der Bühne zu erleben sein.

Außer bei der Deichkind-Operette wirkt sie bei einer szenischen Lesung mit Texten von Harold Pinter im Polittbüro mit. Ende März beginnen dann die Proben für das Vier-Personen-Stück "Wohltäter" von Michael Frayn. Pheline Roggan spielt unter der Regie von Kai Wessel an den Hamburger Kammerspielen. Premiere ist am 2. Mai. "Die Bühnenarbeit ist eine große Herausforderung für mich. Ich habe Lust auf Proben und will spielen", sagt sie und strahlt dabei. Ihr Fernstudium der Literaturwissenschaften und ihr Privatleben kommen in diesen intensiven Arbeitsphasen etwas zu kurz. "Daran muss ich mich gewöhnen. Ich schlafe zu wenig, schaffe es kaum, meine E-Mails zu beantworten, aber ich mache gute Sachen." Pheline Roggan klingt enthusiastisch. Und fast sieht es so aus, als würde sie nach dem Interview zur Probebühne hüpfen.