Kammermusikalische Klangfarbenvielfalt zwischen Snare-Drum, Becken und Xylofon: Evelyn Glennies Auftritt in der Laeiszhalle.

Hamburg. Es hat ja schon ein bisschen was von Hexenzeremonie, wie diese Frau mit der grauen Mähne auf der schummrig beleuchteten Laeiszhallen-Bühne kauert und aus allerlei merkwürdigen Instrumenten noch merkwürdigere Geräusche hervorlockt: Da sirrt und quietscht ein seltsames Ding, das nach Vogelkäfig aussieht, während die kleinen, irgendwie muschelförmigen Teile geheimnisvoll rascheln und rauschen. Keine Sorge, Evelyn Glennie ist schon ein Mensch aus Fleisch und Blut - aber bei den Auftritten der nahezu tauben schottischen Schlagwerkerin ist immer auch etwas Zauberei dabei.

Mit der Improvisation zu Anfang scheint sie ihren Pianisten Philip Smith hypnotisiert zu haben, der wie in Trance an den Flügel tritt; auch die Notenwenderinnen schleichen somnambul hinterher. Sie müssen an diesem Abend wirklich sattelfest sein, denn die Musiker haben äußerst anspruchsvolle Stücke dabei: Lauter rhythmisch vertrackten Frickelkram von zeitgenössischen Komponisten wie Zivkovic, Psathas oder Beeson, nur der Vivaldi auf dem Vibrafon bringt eingängige Themen.

Insgesamt setzt das Programm eher auf kammermusikalische Finessen und Klangfarbenvielfalt zwischen Snare-Drum, Becken und Xylofon als auf saftige rhythmische Kraft und pulsierende Grooves. Deshalb ist das Ganze, bei aller beeindruckenden Virtuosität der tausendarmigen Trommlerin, auf Dauer etwas gleichförmig. Am Ende dämmert man fast ein bisschen dahin - aber vielleicht hat uns Glennie ja auch nur einen Zaubertrank eingeträufelt, der schläfrig macht.