Auch unter Barack Obama ist Rassismus in den USA noch ein Thema. "The Shipment", von der amerikanisch-koreanischen Dramatikerin Young Jean Lee geschrieben und als Gastspiel im Rahmen der Lessingtage ins Thalia in der Gaußstraße eingeladen, beschäftigt sich mit Facetten des Rassismus. Sie lässt Minstrel-Showtänzer und einen schwarzen Stand-up-Komödianten zur Unterhaltung des weißen Publikums auftreten, zeigt einen jungen Schwarzen, der als Drogendealer statt als Rap-Musiker endet, inszeniert eine Cocktail-Party, die völlig aus dem Ruder läuft.

Die fünf afroamerikanischen Schauspieler aus New York demonstrieren in ihrem doppelbödigen Spiel Klischees, mit denen über Schwarze geurteilt wird: Sie sind gute Tänzer und Unterhaltungskünstler, ihre zotige Sprache ist lustig, irgendwann enden sie als Kriminelle. Im zweiten Teil drehen die Akteure den Spieß um. Die schwarzen Schauspieler zeigen die Neurosen einer weißen Gesellschaft. Ressentiments gegen Afro-Amerikaner sind allgegenwärtig. Es scheint noch ein weiter Weg zur Überwindung des gegenseitigen Rassismus in den USA zu sein. Trotz Barack Obama.