Nur fünf Mal moderierte die Autorin und TV-Frau die Talkshow. Doch offensichtlich passten ihre Ansichten nicht zu denen der Redaktion.

Bremen/Hamburg. Die fünfte Ausgabe war auch schon die letzte: Am vergangenen Freitag gab Charlotte Roche zum letzten Mal die Gastgeberin der Talkshow "3 nach 9", nun muss Radio Bremen sich wieder nach einer Komoderatorin für Giovanni di Lorenzo umsehen.

Dabei war die Zusammenarbeit mit so viel Schwung und vor allem Aufmerksamkeit gestartet. Die kleinste ARD-Anstalt wagte den vermeintlich großen Coup und engagierte medienwirksam die Autorin des umstrittenen, pornografisch angehauchten Buches "Feuchtgebiete" als Nachfolgerin für Amelie Fried. Klasse, mutig sei es, mit dieser unangepassten jungen Frau die älteste noch laufende Talkshow aufzupeppen, hieß es damals. Eine der lautesten Kritikerinnen kam jedoch aus den Reihen des Rundfunkrats: Elisabeth Motschmann, CDU-Lokalpolitikerin, hatte gegen die Personalie Roche von Anfang an gewettert. Davon wiederum ließ sich eine Charlotte Roche wohl kaum irritieren, als Medienprofi - sie startete 1998 ihre TV-Karriere beim Musiksender Viva 2 - wusste sie, dass man als Moderatorin durchaus polarisiert, polarisieren muss.

"Wir haben gern mit Charlotte Roche gearbeitet und hätten auch der Entwicklung mehr Zeit gegeben", sagte Programmdirektor Dirk Hansen gestern, als er die Trennung bekannt geben musste. Doch die Moderatorin habe im Laufe der ersten fünf Sendungen festgestellt, dass ihre Vorstellungen sich nicht mit denen der Redaktion deckten. "In einer solchen Situation ist es am besten, sich neu zu orientieren."

Ist es am Ende doch das Lampenfieber gewesen, das Charlotte Roche die Lust an der seriösen Talkshow "3 nach 9" verdarb? Dass sie diese Moderation nervös mache, das hat die 31-Jährige in ihrer ersten Sendung für Radio Bremen gestanden. Man hielt es für Koketterie, andererseits hatte sie sozusagen als Warm-up-Gag vor jeder Sendung auf dem Schoß eines Zuschauers im Studio Halt gesucht. Oder waren es gar die Gäste, die nicht zu der unabhängigen jungen Frau passten, beziehungsweise umgekehrt?

Am 26. Februar kommt die nächste Talkshow aus Bremen, bis dahin, das ist der Ehrgeiz des Senders, soll eine Neue als Moderationspartnerin für Giovanni di Lorenzo gefunden sein. Der "Zeit"- Chefredakteur ist erst mal 14 Tage im Urlaub.