Skandalnudel sprengt altehrwürdige Talkrunde - so in etwa lassen sich die Diskussionen zusammenfassen, die losbrachen, als bekannt wurde, dass Charlotte Roche als Nachfolgerin von Amelie Fried “3 nach 9“ moderieren wird.

Da konnte Roche noch so oft einen "harmonischen Einstieg" versprechen und betonen, sie sei eine "wahnsinnig höfliche und freundliche Gastgeberin". Es half wenig bis gar nichts. Die Zuschauer, die traditionsbewussten ebenso wie die sensationsgierigen, werden heute Abend vor den Bildschirmen lauern und die Minuten zählen, bis Roche Wörter wie "Analverkehr" oder "Muschi" in den Mund nehmen wird - "Feuchtgebiete"-Vokabeln eben. Neben der Sorge, die dienstälteste Talkshow könnte zur seicht-vulgären Plauderbeichte verkommen, ist es vor allem Neid, der aus diesen Unterstellungen spricht - darüber, dass eine 31-Jährige mit einem Buch über Hämorrhoiden (Hämorrhoiden!) zur Millionärin geworden ist. Als hätte Charlotte Roche in ihrer Moderatorinnenkarriere etwa beim Musiksender MTV nicht jahrelang bewiesen, dass sie schlagfertig fragen und ein Publikum unkonventionell unterhalten kann.

Zu Gast bei Roche und Giovanni di Lorenzo in der heutigen Sendung ist Christoph Schlingensief, der schwer an Krebs erkrankte Regisseur, der über seinen Traum sprechen wird: Ein Festspielhaus in Afrika. Michael "Bully" Herbig stellt seinen neuen Film "Wickie und die starken Männer" vor, Rock 'n' Roll-Legende Peter Kraus spricht über seinen 70. Geburtstag. Und wer partout über Sexthemen reden wolle, sagt Roche, der möge sich bitteschön an Giovanni di Lorenzo halten. Frau Roche kümmert sich unterdessen um Wichtigeres: "Ich werde versuchen, einen neuen Wind reinzubringen."