Zuerst wittert der Schöngeist, der über Adalbert Stifter promovieren wollte, jetzt aber in Frankfurt bei einer amerikanischen Finanznachrichtenagentur arbeitet, eine tolle Story für eine Reportage: Ihm wird zugetragen, dass ein Blankeneser Anwalt einer grundsoliden Sozietät mit einer großen englischen Kanzlei fusionieren will. Die Story! Denkt der nach oben strebende junge Mann.

Bettermann - war das nicht der Anwalt, den seine Mutter verehrte, weil er im Hamburger Kulturleben eine große Rolle spielte? Während sein Vater in der Kohl-Ära mehr und mehr als SPD-Kulturbeamter verbitterte? Was er aufspürt, ist keine Sensationsstory; der alte Bettermann hat sich selbst längst ins Abseits und in die Pensionsreife katapultiert. Aber der junge Finanzrechercheur entdeckt etwas anderes: dass seine Mutter mit Bettermann ein Verhältnis hatte. Und dass er mit Bettermanns Tochter, die er während des Studiums zu lieben begann, nicht zu Rande kam, weil er immer wieder anderen Berufsmodellen und Träumen hinterherrannte. Zu viel stand ihm für seine Entwicklung offen, also verspielte er, fast, alles.

Des jungen Konstantin Richters Roman "Bettermann", dessen Held immer wieder auf seine Kindheit und Jugend an der Elbchaussee zurückgeworfen wird, ist das Generationsbuch einer Yuppie- und Bankergeneration, die in den Jahren der Fusionen, Crashs und Krisen ihren Kompass verliert und sich neu orientieren muss. Ein gescheiter Wirtschafts- und Beziehungsroman von einem, der lieber in Kultur und Feuilleton zu Hause wäre.

Ein Porträt Blankeneses aus New-Economy-Tagen.