Die junge Band The XX wird derzeit groß gefeiert. Dabei lässt sich ihr minimalistischer Sound als “Stil des Nichtpassierens“ bezeichnen.

Hamburg. Reist eine Band zum dritten Mal innerhalb eines Jahres zu einem Konzert an, sollte etwas Besonderes dahinterstecken. Wenn The XX, eine Band blutjunger Teenager aus dem südlichen London, ruft, drängt sich jedenfalls die junge Hipstergemeinde in Röhrenjeans und Hornbrille wieder vor der Bühne in der ausverkauften Fabrik, als würde gleich der reinkarnierte Elvis auferstehen.

Macht er natürlich nicht. Stattdessen klemmen sich drei Gestalten hinter ihre Mikrofone und schicken ein paar desillusionierte, dunkle Gitarren- und Elektroklänge in die Nacht. Die von einem Kollegen gewählte Bezeichnung eines "Stils des Nichtpassierens" trifft es ziemlich gut.

Musikalisch ist bei The XX außer einem recht eintönigen Minimalismus nämlich nicht viel los. Jamie Smith entlockt seinen Elektrodrums ein paar gleichförmige Rhythmen. Sängerin Romy Madley Croft lässt ihre Gitarre seufzen und wandelt stimmlich auf den Spuren des seelenvollen Gesangs der Tricky-Sängerin Martina Topley-Bird. Oliver Sim versetzt seine belegte Stimme in Schwingung und zupft dazu einen schläfrigen Bass. Nur Keyboarderin Baria Qureshi fehlt. Die 20-Jährige stieg wegen Burnout aus der Band aus. Der Tourstress droht die Band zu überrollen, seit ihr Debüt "The XX" 2009 von einigen Kritikern zum Album des Jahres ausgerufen wurde.

Immerhin gelingt The XX eine Handvoll vollendeter Popsongs, wie "Crystalised", "Islands" oder "Infinity". Der Reiz der Band liegt im abwechselnden Gesang zwischen Croft und Sim. Viele ihrer dürftigen Melodien sind den 80er-Jahre-Indiebands Pixies oder den Cocteau Twins abgeschaut. Wobei Eklektizismus ja kein Verbrechen ist, schon gar nicht im Pop.

Trotz aller Hoffnungslosigkeit versetzt The XX die Menge in euphorischen Jubel. Aber das passt vielleicht zur angesagten Wiederentdeckung der schwarzen Romantik. Wenn Croft singt "Wir leben halb zur Tag-, halb zur Nachtzeit", dann scheint die Nachtzeit doch eher die passende für The XX zu sein. Kurzum: Erstaunliche erste Schritte einer jungen Band, aber das Konzert des Jahres war das ganz gewiss nicht.