Josef Vilsmaier stellte das Schicksal der Messner-Brüder am “Nanga Parbat“ historiengetreu nach - und trotzdem fehlt etwas

Es ist die wahre Geschichte der Ersteigung des Nanga Parbat - schon von den Nationalsozialisten als "Schicksalsberg der Deutschen" mythisch überhöht - von den Brüdern Reinhold und Günther Messner im Jahr 1970, bei der der Jüngere starb. Und da der Regisseur Joseph Vilsmaier heißt, der sich auf gepflegte Nachstellungen deutscher Tragödien ("Stalingrad") versteht, kann man auch hier sicher sein, dass wieder alles "stimmt", von den Produktionswerten her gesehen, und trotzdem etwas fehlt.

Es beginnt im Mai 1957. Vilsmaier schildert die Messners als besessene und dickköpfige Jungs, die einfach die Friedhofsmauer hochklettern, anstatt den Umweg über die Straße zu nehmen. 13 Jahre später: Reinhold (Florian Stetter) und Günther (Andreas Tobias) nehmen an einer Expedition teil, die unter Führung von Karl Maria Herrligkoffer (Karl Markovics) den Gipfel des Nanga Parbat bezwingen will. Trotz einer Schlechtwetterwarnung macht Reinhold sich im Alleingang auf, sein nicht so erfahrener Bruder folgt ihm vier Stunden später nach - ohne Seil, ohne Zelt, ohne Proviant. Trotzdem erklimmen sie den Gipfel. Doch beim Abstieg ist Günther völlig erschöpft.

Ein Brüderdrama vor der Bergwelt des Himalaja. Doch Vilsmaier findet keine überzeugenden Bilder für die majestätischen Gebirgszüge, die den Menschen zu erdrücken scheinen. Darüber hinaus wird die Konkurrenz der Messner-Brüder plakativ und wenig subtil mit Begriffen wie Schuld, Verantwortung, Ehrgeiz und Ruhm belastet. Doch die großen Gefühle wollen nicht auf den Zuschauer überspringen. Vilsmaier erzählt sein Drama aus zwei Perspektiven, der Reinhold Messners und der Karl Maria Herrligkoffers, der im Basislager einer Sekretärin seine Sicht der Dinge in die Schreibmaschine diktiert.

Das Problem: Karl Markovics interpretiert seine Figur als strammen Gardeoffizier, der vor unterdrückter Wut jeden Moment zu platzen droht. Derart darf man einen Schauspieler nicht chargieren lassen.

++--- Nanga Parbat Deutschland 2009, 104 Minuten, ab 6 Jahren, R: Joseph Vilsmaier, D: Florian Stetter, Andreas Tobias, Karl Markovics, Lena Stolze, täglich im Cinemaxx Dammtor, UCI Mundsburg, UCI Othmarschen Park; Infos im Internet: http://nangaparbat.senator.de