Mit Dirigent Peter Ruzicka und Starpianist Fazil Say stießen beim Laeiszhallen-Konzert zwei sehr unterschiedliche Temperamente aufeinander.

Hamburg. Gegensätzlichere Künstlerpersönlichkeiten als Fazil Say und Peter Ruzicka sind kaum vorstellbar. Der Bohemien Say wirkt zwar stets so verkatert, als hätte er die Nacht durchgemacht, doch am Klavier birst der Mann vor Energie und Vitalität. Peter Ruzicka dagegen ist der personifizierte eines distinguierten Intellektuellen. So ging auch nicht allzu viel zusammen beim Aufeinandertreffen der beiden am Freitag in der Laeiszhalle.

Während der preußisch korrekte Ruzicka am Pult des Bundesjugendorchesters die Zählzeiten verwaltete, spielte der türkische Pianist Beethovens c-Moll-Klavierkonzert, als wäre er allein auf dem Podium: exaltiert gestikulierend, lauter als das Orchester und mit etlichen falschen Noten, aber so zupackend, unbekümmert und erzmusikalisch, dass man ein arger Snob hätte sein müssen, wäre einem dabei nicht das Herz aufgegangen.

Der zweite Star des Abends war das Bundesjugendorchester. In keinem Moment war zu hören, dass hier keine Profis, sondern Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren spielten. Ruzickas Orchesterstück "Maelstrom" erwies sich als auskomponiertes, musikalisches Bedrohungsszenario: tiefe, dunkel-dräuende Tuben mit dumpfen Trommelschlägen und hohe, gläsern klirrende Streicherflächen.

Als unverwüstlich effektvoll erwies sich die Beschwörung elementarer Naturkräfte in Strawinskys "Sacre". Dank Ruzickas präziser Leitung triumphierte im finalen "Tanz der Erde" die koordinierte Klanggewalt.