Deutsche Verleger und Privatsender protestieren gegen die ARD-Ankündigung, kostenfreie Nachrichten für sogenannte Smartphones einzuführen.

Hamburg. Die deutschen Verleger und Privatsender protestieren gegen Pläne der ARD, einen kostenfreien Nachrichtendienst - ein sogenanntes App - für Smartphones einzuführen. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) und die Axel Springer AG, in der auch das Hamburger Abendblatt erscheint, kritisierten das Vorhaben gestern scharf.

"Wir haben die Ankündigung der ARD, ein kostenloses Applet der ,Tagesschau' anzubieten, mit Befremden zur Kenntnis genommen", sagte Springer-Unternehmenssprecherin Edda Fels. Die privaten Medienunternehmen versuchten derzeit, Qualitätsjournalismus im Netz durch den Aufbau von Bezahlmodellen zu finanzieren. Das Ziel sei, die Geschäftsgrundlage in der digitalen Zukunft zu sichern und Meinungsvielfalt zu gewährleisten.

"Die Folge der öffentlich-rechtlichen Kostenlos-Offensive wird sein, dass private Angebote langfristig kaum noch konkurrieren können und so Vielfalt reduziert wird", sagte Fels. Sie sprach von einer "nicht tolerierbaren Marktverzerrung".

ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke hatte angekündigt, tagesschau.de solle noch im ersten Quartal 2010 für mobile Nutzer abrufbar sein. Die Anwendung auf Smartphones solle - anders als andere Apps - kostenlos zur Verfügung gestellt werden, da sie bereits aus der Rundfunkgebühr finanziert sei.

VDZ-Geschäftsführer Wolfgang Fürstner kritisiert in einem Brief an Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), die gebührenfinanzierte ARD dehne erneut ihren Auftrag zulasten der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger aus. Die ARD solle sich auf ihren Grundversorgungsauftrag beschränken. Der VDZ will nun rechtliche Schritte prüfen. Unverständnis äußerte auch der BDZV über "den Alleingang des Senders". Der Verband erwarte einen Stopp aller Pläne für das neue Angebot. Mit der "unrühmlichen Fortsetzung ihrer gebührenfinanzierten Kostenlos-Strategie" nun auch im App-Store versuche die ARD erneut, private Marktentwicklung im Keim zu ersticken, sagte der VPRT-Präsident Jürgen Doetz.

Der zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR) wies die Kritik zurück: "Der geplanten Kooperation liegt kein neues oder geändertes Telemedienangebot im Sinne des Rundfunkstaatsvertrags zugrunde", sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke. "Bereits seit Jahren mobil verfügbare Inhalte, die über Tagesschau.de/mobil abgerufen werden können, sollen für eine Verbreitung über Smartphones wie das iPhone dargestellt und optimiert werden."