Mathias Döpfner, Vorstandschef bei Axel Springer, setzt auf guten Journalismus: „Am Ende zählt das Charisma des Inhalts.“

Hamburg. Launig und leichtfüßig ging's zu, bei der Matinee, zu der "Die Zeit" gestern Vormittag in die Hamburger Kammerspiele gebeten hatte. Dabei ging es eigentlich "nur" um Insidergeschichten unter Journalisten und um so ernste Themen wie Zeitungskrise, Digitalisierung und Arbeitsplatzgefährdung. Doch die beiden Herausgeber der "Zeit", Josef Joffe und Michael Naumann, und ihr Gast Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Verlags Axel Springer (in dem auch das Hamburger Abendblatt erscheint) überboten sich gegenseitig mit Bonmots, ohne dabei den Ernst der Themen und die Spannungen zwischen den Verlagen aus den Augen zu verlieren. Schiller wusste schon: "Ernst ist das Leben, heiter die Kunst." Auch die Diskussionskunst.

Der Geschäftsführer der "Zeit", Rainer Esser, hatte bereits zu Beginn die Stimmung des Vormittags intoniert, indem er Mathias Döpfner zitierte, der sich einmal selbstironisch als "zur Hälfte Teppichhändler, zur Hälfte Schöngeist" bezeichnet hatte. Drei Schöngeister präsentierten flotte Schlagfertigkeiten und Wortgefechte.

"Was hat Berlin, das Hamburg nicht hat?", fragte Joffe Döpfner zum Umzug der "Bild"-Zeitung nach Berlin. "Die aktuellen Tageszeitungen gehören in die Hauptstadt", antwortete Döpfner. "Beide Städte sollten zusammenarbeiten. Hamburg ist sicher schöner, hat eine andere Lebensqualität, mehr bürgerliche Gesellschaft. Auch wenn es derzeit schlecht ums Bürgertum bestellt ist. Das Bürgertum gibt sich selbst zu schnell auf." - "Aber hier sitzt es doch", konterte Joffe. "Das sind so Restbestände", witzelte Döpfner, und das Publikum lachte laut.

Als Antwort auf die Krise der Printmedien schlägt Döpfner vor: "Man muss die Digitalisierung als Chance begreifen und aktiv gestalten. Aber das Wichtigste ist: Der Erfolg der Printmedien hängt von den Inhalten ab. Guter Journalismus muss aus Eigenrecherche, klaren Standpunkten und sinnlicher, anschaulicher Sprache bestehen. Der Autor muss sich quälen, nicht der Leser."

Mehr als 25 Prozent Umsatzrendite habe der Verlag im vergangenen Jahr mit Zeitungen erwirtschaftet. "Die Branche hat auch Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen." Größter Gewinnbringer des Verlags Axel Springer ist "Bild", gleich gefolgt vom Abendblatt. In zehn Jahren sollen 50 Prozent der Erlöse aus dem Online-Geschäft kommen. "Sieben unserer zehn größten Online-Aktivitäten bringen heute schon Geld", sagte Döpfner.

Und welche Bezahlmodelle kann er sich vorstellen? "Die erste Frage muss doch sein: mit welchen Inhalten?", kam die Antwort. "Informationen, die auch über Agenturen verbreitet werden, wird es weiterhin umsonst geben. Aber die Inhalte müssen sich spezialisieren, müssen kreativ, exklusiv und individuell gestaltet werden. Seit gestern gibt es etwa eine neue Zeitungs-Form im Netz, ein e-magazine der 'Welt am Sonntag'. darin kann man blättern, betritt eine völlig neue Erlebniswelt. Es kostet zunächst 1,50 Euro", erklärte Döpfner. "Und wissen Sie, was das Schönste ist? Erfunden hat es eine Layouterin, die es am firmeneigenen 'Tag der Ideen' präsentiert hat."

Beim Einfluss der Medien auf die Politik wurde es dann ernster. Döpfner hält ihn für überschätzt, er fürchtet eher den Einfluss der Politik auf die Medien. Insgesamt jedoch war's ein amüsanter, sehr anregender Vormittag. So macht Journalismus Spaß. Kein Wunder, dass in Deutschland die meisten und besten Zeitungen erscheinen. Immer noch.