Springer-Vorstandschef Döpfner ließ Villa Schöningen an der Glienicker Brücke sanieren. Am Sonntag ist Eröffnung.

Berlin. Für Alexander von Humboldt war die Glienicker Brücke, die Berlin seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert mit Potsdam verbindet, einer der schönsten Punkte der Welt. Und tatsächlich gehört der Blick, der sich hier über die Havelseen bietet, bis heute zum Erlesensten, was die deutsche Landschaftsarchitektur zu bieten hat.

Dass die Brücke im 20. Jahrhundert lange ein Ort der Angst und des Schreckens gewesen ist, daran erinnert nun die Villa Schöningen. Aus dem Persius-Bau, der nach der Wende dank eines unwürdigen Immobiliengeschachers fast schon dem Abriss preisgegeben war, ist ein feines Privatmuseum geworden, das dauerhaft an die deutsche Teilung erinnern soll.

Die linker Hand am Fuß der Brücke gelegene Turmvilla war ja das Letzte, was der amerikanische Pilot Francis Gary Powers von Potsdam sah, bevor er 1962 an einem kalten Februarmorgen dem sowjetischen Spitzenagenten Rudolf Iwanowitsch Abel entgegenging. Und spätestens durch John le Carrés Roman "Der Spion, der aus der Kälte kam" ist die Glienicker Brücke dann kurz danach weltberühmt geworden.

Es war eine traurige Berühmtheit. Und wer durch die ständige Ausstellung im Erdgeschoss wandert, findet dort neben eindrucksvollen Filmen und Fotos auch ein Stück "Stalinrasen" vor. Eine Konstruktion mit dicht stehenden, 14 Zentimeter langen Eisennägeln, die die DDR in ihren Grenzgewässern ausgelegt hatte, um die sogenannten Republikflüchtigen aufzuhalten: Wer in den Westen schwimmen wollte, spießte sich beim Versuch, die scheinbar harmlosen Ufer zu verlassen, an diesen perfiden Matten auf.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, der die Villa Schöningen gemeinsam mit dem Manager Leonhard Fischer gekauft und denkmalgerecht saniert hat, sagt, die Glienicker Brücke sei während des Kalten Krieges "eine Nabelschnur zwischen dem Sowjetreich und dem freien Westen gewesen". Für ihn ist die Villa Schöningen heute ein "fröhlicher Ort der Freiheit". Und die Magie des Ortes, sagt Döpfner, habe jeden angesteckt, der in den zurückliegenden Monaten mitgeholfen habe, das Haus vor dem Untergang zu bewahren und etwas ganz Besonderes daraus zu machen.

Für Angela Merkel, die sich zur offiziellen Eröffnung des Hauses am Sonntag angesagt hat, zeigt die Villa Schöningen, "wie fern und nah zugleich uns die Geschichte der Teilung und ihrer Überwindung heute ist". Es unterstreiche den Anspruch des neuen Museums, dass es seine Türen genau 20 Jahre nach dem Mauerfall öffne, heißt es in dem Vorwort, das die Kanzlerin zu dem Buch beigesteuert hat, das gerade im Berliner Nicolai-Verlag erschienen ist ("Villa Schöningen an der Glienicker Brücke. Ein deutsch-deutsches Museum", 14,95 Euro).

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs hat das Museum dankbar ein "Geschenk für Potsdam" genannt. Endlich, hat er beglückt gemeint, sei "das Eingangstor" zu seiner Stadt. zu Potsdam, "würdig gestaltet". Davon werden sich am Sonntag auch Potsdams internationale Gäste überzeugen können. Neben der Bundeskanzlerin werden unter anderem der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger und sein deutscher Kollege Hans-Dietrich Genscher erwartet.

Am Montag ist das Haus dann zum ersten Mal für die "normalen" Museumsbesucher geöffnet, den Alltagsbetrieb nimmt das Museum am 12. November auf. Von da an wird es jeweils donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr zugänglich sein. Ein Café gehört auch zum Haus, im Sommer wird man auch im Park unter den wunderbaren alten Bäumen sitzen können.