Regisseur Klaus Bertram hat am Ohnsorg-Theater ein gutes Händchen für seine Inszenierung des Komödienklassikers “Die Kaktusblüte“ bewiesen.

Hamburg. Es ist die immer gleiche Geschichte. Gut situierter Zahnarzt mit Bindungsphobie hält sich eine junge Geliebte. Damit die gar nicht erst auf die Idee kommt, ihm die Fesseln einer Ehe anlegen zu wollen, erfindet er kurzerhand eine Ehefrau und drei Kinder. Das geht in der Regel eine Weile gut - es sei denn, die Geliebte ist so aufgeweckt wie die junge Caroline.

Den Komödienklassiker "Die Kaktusblüte" (1964) von Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy auf die Bühne zu bringen birgt seit der überpräsenten Kinoadaption von Gene Saks einige Tücken. Ein gutes Händchen für den stacheligen Stoff hat jetzt Regisseur Klaus Bertram am Ohnsorg-Theater bewiesen.

Mithilfe des Autorenduos Hartmut Cyriacks und Peter Nissen hat er die plattdeutsche Inszenierung von "De Kaktusblööt" mit viel Witz, Tempo und originellen hanseatischen Anspielungen entwickelt. Da verzeiht man das Bühnenbild (Félicie Lavaulx-Vrécourt), in dem mit wenig Inspiration das Filmset haargenau nachgebaut wirkt. Frank Grupe verkörpert mit jugendlicher Nonchalence Kieferchirurg Johannes von Harten, der sich mit den Zähnen Hamburger "Adeliger", wie der nervtötenden Frau Dohrmann-Beiersdorf (Edda Loges), oder trunksüchtiger Kapitäne und seinem ebenso lasterhaften, "paddeligen" Freund Norbert (Oskar Ketelhut) herumschlagen muss. Mit Stephanie Wilkens (herrlich süffisant gespielt von Beate Kiupel) hat er zum Glück eine Sprechstundenperle, die mit altjüngferlicher Strenge das Vorzimmer regiert.

Das Leben des Schwerenöters gerät durcheinander, als sein "Puschl" Caroline Siemsen die Nase voll hat von der Rolle der Geliebten im Wartestand. Hinreißend markiert Birthe Gerken die Blondine als Hamburger Deern mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Nach einem misslungenen Freitodversuch verspricht von Harten ihr die Scheidung, doch zuvor will sie seine Frau kennenlernen. Sprechstundenhilfe Stephanie tauscht Arztkittel und Gesundheitslatschen gegen dekolletierte Abendroben und läuft in der Rolle der angeheuerten Ehefrau vollends zur Hochform auf. Anders als der flatterhafte Chirurg bleibt sie stets Herrin der Lage - und nebenbei auch ihrer aufkeimenden Gefühle.

Es sind vor allem die beiden Frauen, die das Stück mit Charakter und Reife vorantreiben, aber auch für sanfte moralische Zwischentöne sorgen. Ein "kommodiger" Theaterabend.

De Kaktusblööt bis 9.1.2010, Ohnsorg-Theater, Große Bleichen 25, Karten unter T. 35 08 03 21